Ja, es gab viel zu erzählen am Donnerstagabend beim Empfang des deutschen Botschafters in Belgien. Rüdiger Lüdeking hatte zu einem Jahrestag in seine Residenz in Brüssel geladen: 15 Jahre ist es her, dass die belgischen Besatzungstruppen offiziell Deutschland verlassen haben. Am 7. Juni 2002 waren die belgischen Streitkräfte in Deutschland feierlich von Bundespräsidenten Johannes Rau und König Albert II verabschiedet worden.
Vertreter des deutschen und des belgischen Militärs waren am Donnerstag zahlreich in der Villa von Lüdeking erschienen. Und auch Belgiens Verteidigungsminister Steven Vandeput war gekommen. Er sprach von dem guten Verhältnis, das Belgier und Deutsche grundsätzlich zueinander entwickelt hätten.
Dafür sei ein Abend zur Erinnerung an die belgische Besatzungszeit in Deutschland auch ein Ausdruck. Denn er würde zwar einerseits in Erinnerung rufen, dass belgische Soldaten in Deutschland stationiert waren. Aber dass es eben auch eine gute Zusammenarbeit gegeben habe und die Erinnerung daran und an die gute Atmosphäre das ist, was heute bleibt. Diese guten Erinnerungen scheinen von beiden Seiten geteilt. Sowohl die deutschen als auch die belgischen Gäste konnten oder wollten nicht über negative Erfahrungen sprechen.
Allen voran Botschafter Lüdeking: "Meine Jugend habe ich im Ruhrgebiet verbracht, und in der Umgebung Soest, Werl, Lüdenscheid. Das waren alles Orte, wo man im Straßenbild belgische Militärfahrzeuge gesehen hat. Sie gehörten dazu. Und es war eine Selbstverständlichkeit."
Und weiter fügt er hinzu: "Was mich beeindruckt hat war, dass die belgischen Streitkräfte anders als andere Streitkräfte, die in Deutschland stationiert waren, immer einen sehr engen, offenen Kontakt hatten zur deutschen Bevölkerung. Und das ist eine gute Sache, eine gute Basis, die leider, muss man sagen, mit dem Abzug der belgischen Streitkräfte im Jahre 2002 aus Deutschland weggefallen ist."
Belgisches Viertel in Düren erinnert an die Zeit
Ganz sind diese Kontakte natürlich nicht weggefallen, auch wenn sie im Alltag in Deutschland nicht mehr vorkommen. Davon berichtete Dürens Bürgermeister Paul Larue. Dem aber als erstes etwas anderes zum Schlagwort belgische Soldaten in seiner Stadt einfiel:
"Obwohl die letzte Einheit im Jahr 1980 bereits Düren verlassen hat, gibt es diese Bindungen noch immer. Wir hatten gerade im letzten Jahr ein großes Treffen ehemaliger belgischer Soldaten und ihrer Angehörigen in Düren, wo über hundert Leute einen ganzen Tag in unserer Stadt verbracht haben. Und die herzliche Atmosphäre, die da herrschte, das hat mich schon sehr beeindruckt. Das zeugt doch von einer starken Bindung und wahrscheinlich auch von vielen Erlebnissen, die sie mit unserer Stadt verbinden."
Auch in Düren selbst ist die Erinnerung an die Belgier noch lebendig. Die Stadt hat ein belgisches Viertel, in dem es Neubauwohnungen auf dem Gelände gab, wo früher die belgischen Streitkräfte untergebracht waren. Viele Straßen tragen noch belgische Namen.
Und Bürgermeister Larue hat auch noch lebhafte Erinnerungen an die Belgier: "Persönlich kann ich mich gut an die 60er und 70er Jahre erinnern, wo wir als Kinder und Jugendliche immer sehr interessiert waren an dem, was die Garnison so machte. Wir hatten Panzerbataillone bei uns in Düren. Das war natürlich für Kinder hoch interessant. Da sind wir oft gucken gegangen durch den Zaun."
Kay Wagener - Foto: Laurie Dieffembacq/Belga