Feuchtigkeit ist das weitverbreitetste Phänomen, bei dem man direkt an ungesundes Wohnen denkt. Schimmel an den Wänden ist dann oft nur der letzte Beweis dafür, wie feucht es dauerhaft in einer Wohnung war. Doch auch Dunkelheit, schlecht isolierte Räume und Chemikalien gehören zu den Faktoren, die wohnen gesundheitsschädlich machen.
Annette Borsu ist Leiterin des Dienstes Innenraum-Analyse der Provinz Lüttich (SAMI). Gegenüber der RTBF nennt sie Beispiele, welche Folgen gerade das Wohnen in feuchten Räumen haben kann. "Das kann zu Atem- und Hautproblemen führen und zu Sehstörungen. Wenn man zu lange in feuchten Räumen ist, atmet man viele Sporen ein, die in der Luft sind, und das kann schon schwerwiegende Folgen haben", sagt sie.
Der Dienst, für den Annette Borsu arbeitet, wird von Ärzten zu den Wohnungen ihrer Patienten geschickt. Der Arzt hat einen Verdacht, dass eine bestimmte Krankheit durch ungesunde Wohnverhältnisse entstanden sein könnte. Annette Borsu nimmt Proben aus den Wohnungen und bringt sie dann ins Labor der Provinz Lüttich. Hier werden die Stoffteile, Mauerstückchen oder auch nur Staubpartikel untersucht.
Giftige Chemikalien
Gefunden werden oft Erreger von Krankheiten. "In der jüngsten Zeit", so sagt es Laborleiterin Marie-Athénaïs De Schaetzen, "entdecken wir viele neue Teilchen, die bei der Herstellung zum Beispiel von Möbeln verwendet werden. Das können Teilchen aus Farben oder Lösungsmitteln sein. In einem überheizten Raum können diese Teilchen dann Chemikalien freisetzen, die giftig sind und auf längere Zeit negative Folgen für die Gesundheit haben können."
Doch ungesundes Wohnen ist nicht immer eine Fatalität. Nicht von vornherein ist eine Wohnung, in die man zieht, gesund oder ungesund. Auch ein Neubau kann sich schnell zu einem ungesunden Umfeld entwickeln, wenn man als Bewohner nicht bestimmte Regeln beachtet: eine gewisse Raumhygiene.
Regelmäßiges Lüften
Die Zeitung La Libre Belgique, die die neue Studie in ihrer heutigen Ausgabe präsentiert, gibt einige Tipps dazu. Und die sind anders für den Speicher, als für Bad, Wohnzimmer, Küche und Garage. Im Speicher gibt es zum Beispiel viel Staub und die Gefahr von Insekten. Staubsaugen, Lüften und regelmäßiges Putzen helfen dagegen. Im Bad hilft es vor allem, die Lüftungsanlagen nicht zu blockieren und mit der Verwendung von Sprays und ähnlichem sparsam zu sein.
Lüften ist grundsätzlich eine gute Sache, überall im Haus. Auch, wenn es draußen kalt ist. Das rät Françoise Jadoul, Koordinatorin des Vereins Santé-Habitat. Sie sagt: "Wir raten, Fenster im Winter mindestens 15 Minuten am Tag zu öffnen, um sowohl die Feuchtigkeit als auch die Teilchen aus der Luft nach draußen zu lassen."
Doch länger als 15 Minuten sollte man im Winter auch nicht lüften. Denn dann wird das Zimmer zu kalt. Und das kann wieder zu Feuchtigkeit führen, die wiederum negative Folgen hat. Belgier, die in feuchten Wohnungen leben, geben zu 65 Prozent öfter an, an Krankheiten zu leiden, als Belgier, die in trockenen Wänden wohnen.
Kay Wagner - Illustrationsbild: Benoit Doppagne/BELGA