Alles wäre wahrscheinlich so geblieben, wie immer, wenn die Wallonie nicht vor gut zwei Jahren auf die Idee gekommen wäre, ein schon längst gültiges Gesetz auch tatsächlich anzuwenden: das föderale Gesetz nämlich, das die Ausgabe von Medikamenten regelt. Grundsätzlich ist das nur Apothekern erlaubt. Es gibt Ausnahmen. Die Beratungsstellen für Familienplanung gehören aber nicht dazu. Frauen, die danach fragten, konnten aber trotzdem in den Beratungsstellen für Familienplanung die Pille danach erhalten. Auch ohne Rezept. Eigentlich illegal.
Die Anwendung des Föderalgesetzes auf regionaler Ebene schreckte die Beratungsstellen dann auf. Einige Stellen hörten mit der Ausgabe der Pillen auf, andere machten weiter. Der Verband wurde aktiv. Die rezeptfreie Ausgabe der Pille danach, sie sollte aus der Illegalität herauskommen.
Unterstützung von Ecolo und PS
Das würde, so sagt es Gaëtan De Laever, Leiter des Dachverbandes der laizistischen Zentren für Familienplanung, endlich Schluss machen mit der unklaren und etwas künstlichen Situation. Nämlich so zu tun, als ob es die Ausgabe der Pille danach bei den Beratungsstellen nicht gäbe. "Aber zum Glück", so De Laever, "gibt es das ja".
Unterstützung fand der Bund bei Politikern von Ecolo und PS. Seit etwa einem Jahr versuchen sie, auf föderaler Ebene das Gesetz zur Ausgabe von Medikamenten zu ändern. Die Beratungsstellen für Familienplanung sollen zu den Ausnahmen kommen, die Medikamente ausgeben dürfen. Für die Beratungsstellen soll das für die Pille und die Pille danach gelten. So erklärt es Muriel Gerkens von Ecolo. Für Fabienne Winckel von der PS ist klar, dass für eine Gesetzesänderung die föderale Ebene zuständig ist.
Maggie De Block blockt
Doch Gesundheitsministerin Maggie De Block will von einer Gesetzesänderung nichts wissen. Sie lehnte die Anträge am Dienstag ab. Und spielte den Ball in die Regionen zurück. Dort könne ja entschieden werden, die Ausgabe der Pille danach zu legalisieren. Der wallonische Gesundheitsminister Maxime Prévot habe dazu auch schon Pläne. Prévot selbst weist das zurück. Er sieht, genauso wie Winckel, die Föderalebene in der Pflicht.
Beratungsstellenverbandsleiter Gaëtan De Laever zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung von Maggie De Block. Bleibt aber entschlossen. Die Pille danach, sie würde weiter ausgegeben werden in den Zentren des Verbandes, wie De Laever gegenüber der RTBF betonte.
Die Beratungsstellen für Familienplanung verteilen pro Jahr rund 5.000 Pillen danach allein in der Wallonie.
Kay Wagner - Illustrationsbild: Siska Gremmelprez/BELGA