Am Brussels Airport läuft es zurzeit rund. Seit November ist der Trend wieder erreicht, der durch die Attentate von Brüssel jäh gebremst wurde. Seit 2015 ging es mit dem Flughafen fast nur bergauf. Dann sprengten sich die Selbstmordattentäter in der Abflughalle in die Luft.
Der Personenverkehr musste eingestellt werden. Arnaud Feist, Geschäftsführer am Flughafen, berechnet die Gesamtkosten des Verlusts auf 90 Millionen Euro. Die setzen sich zusammen aus den Kosten für die zerstörten Gebäude, für die ausgefallen Flüge und die dadurch bedingt entgangenen Einnahmen.
50 Millionen Euro konnten immerhin durch Versicherungen abgedeckt werden. Ein Verlust für 2016 bleibt dennoch. Gerundet minus sieben Prozent sowohl beim Umsatz als auch beim Nettogewinn. Den es allerdings dennoch gab: 65 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftete der Brussels Airport in Zaventem. Rote Zahlen musste er wegen der Attentate nicht schreiben.
Rekorde über Rekorde
Dabei habe es laut Feist länger gedauert, als gedacht, bis die Aktivitäten im Passagierverkehr wieder angezogen hätten. Mit vier Monaten hatte der Flughafen gerechnet, ein halbes Jahr dauerte es. Doch dann ging es richtig los. Die monatlichen Passagierflugzahlen stiegen über das Niveau von 2015, das bislang erfolgreichste Jahr des Brussels Airport. Und seit November ist es jeden Monat so: "Ein Rekord folgt auf den nächsten", sagt Feist
Dazu kommt, dass der Güterverkehr sowieso nicht von den Anschlägen betroffen war. Die Attentäter sprengten sich in der Abflughalle für Passagierflüge in die Luft. Cargo-Flüge starteten bereits am Tag danach wieder von Zaventem. Beim Güterverkehr wurde schon im vergangenen Jahr das Ergebnis von 2015 übertroffen. Und im Cargo-Bereich setzt sich dieser Trend auch dieses Jahr fort. Überall also positive Tendenzen.
Fluglärmstreit sorgt für Verunsicherung
Trotzdem gibt es Sorgen. Zwei Frachtfluggesellschaften haben den Flughafen in den vergangenen Wochen verlassen, eine weitere denkt über den baldigen Abschied nach. Grund sind die neuen, strengen Fluglärmregelungen, die die Hauptstadtregion Brüssel den Gesellschaften aufzwingt. Das lange Hin und Her um diese Grenzwerte hat die Fluggesellschaften verunsichert, die jetzige Regelung könnte sie viel Geld kosten. "Das bedroht das Wachstum", sagt Feist. Deshalb fordere der Flughafen mit Nachdruck, dass es bald einen verlässlichen gesetzlichen Rahmen für den Fluglärm gibt.
Grundsätzlich will Feist, dass die Politik gemeinsam mit dem Flughafen einen globalen Masterplan für die Entwicklung des Brussels Airport entwirft, nach dem Hafen von Antwerpen zweitgrößter Wirtschaftsmotor in Belgien. Bei diesem Plan müssten alle auf ihre Kosten kommen. Sowohl die Anwohner, als auch die Unternehmen, die mit dem Flughafen ihr Geld verdienen würden.
Sowieso bereits in Planung ist der Bau eines neuen Piers, also eines der langgezogenen Gebäude, über die die Passagiere das Flugzeug direkt betreten können. Fünf bis sechs Jahre wird dieser Bau dauern. Ziel von allem: Weiter durchstarten, immer höher fliegen, von Rekord zu Rekord.
Text: Kay Wagner - Foto: Dirk Waem/Belga