Bei den Hausdurchsuchungen am Hauptsitz des Erzbistums Mechelen-Brüssel sind keine geheimen Dokumente entdeckt worden. Das hat die Staatsanwaltschaft am Abend nach rund zehnstündigen Hausdurchsuchungen bekanntgegeben.
Bei der Suche nach Beweisstücken für Pädophilievergehen durch Geistliche führten die Ermittler gestern äußerst spektakuläre Durchsuchungen sozusagen im Herz der katholischen Kirche durch: am Sitz des Erzbistums und bei Kardinal Danneels.
Während dieser Zeit durften auch die belgischen Bischöfe, die sich zu ihrem monatlichen Treffen in Mechelen aufhielten, das Gebäude nicht verlassen.
Geheime Pädophilie-Akten, über die eine Anzeige bei der Justiz in Brüssel eingegangen war, wurden jedoch weder im erzbischöflichen Palast noch bei Kardinal Danneels gefunden. Der Kardinal selbst wurde auch nicht verhört, wohl aber wurde sein Computer beschlagnahmt.
Außerdem nahmen die Ermittler aus den Räumen des Erzbistums Dutzende von Akten mit, die jetzt nach Hinweisen auf den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch Priester oder Ordensleute weiter durchsucht werden.
Eine weitere Hausdurchsuchung fand in den Büros der kirchlichen Einrichtung statt, die sich mit sexuellem Missbrauch durch Geistliche befasst. Dort wurden 475 vertrauliche Dossiers sichergestellt.
Empörung über Vorgehensweise
Der Vorsitzende der Kommission äußerte sich empört und beklagte einen Vertrauensbruch gegenüber jenen, die sich der Kommission anvertrauten, aber keine gerichtliche Klage einreichen wollten.
Bei der Vorstellung des neuen Bischofs von Brügge erklärte Erzbischof Léonard, er könne zwar verstehen, dass die Justiz ihre Arbeit tun müsse. Er sei jedoch erstaunt darüber gewesen, dass die Ermittler ein Grab in der Sankt Romboutskathedrale aufgebrochen und die zur Bischofskonferenz versammelten Bischöfe bis zum Abend eingesperrt hätten. Das sei eines Da-Vinci-Codes würdig gewesen.
brf/rk/pm - Bild: belga