Für interkommunale Unternehmen wie Nethys soll es nach dem Publifin-Skandal der vergangenen Wochen neue Regeln bei der Besetzung der Chefposten geben. Beim Flughafen Lüttich wurden diese Regeln nicht angewendet.
Ein Neuanfang sieht anders aus: Lukrative Posten werden erneut an aktive oder ehemalige Politiker vergeben, ohne die neuen Regeln der wallonischen Regierung zu beachten. So wurden schon längst pensionierte, nach neuen Vorschriften eigentlich zu alte, ehemalige Minister in ihrem Amt bestätigt.
Das gilt sowohl für den wallonischen ex-Ministerpräsidenten Robert Collignon, mittlerweile 74 Jahre alt, als auch für die ex-Minister Jean-Pierre Grafé, 85 Jahre alt, und José Happart, 70 Jahre alt. Auch die aktuelle CDH-Regionalabgeordnete Marie-Dominique Simonet wurde als Flughafen-Präsidentin wiedergewählt.
Möglich wird das durch das private Mäntelchen, unter dem die interkommunale Publifin-Tochter Nethys am Flughafen beteiligt ist. Zusammen mit den Unternehmen Ethias und Belfius ist sie mit 50 Prozent zwar Mehrheitsteilhaber am Flughafen. Doch der Flughafen selbst ist eine Aktiengesellschaft.
Deshalb braucht sich Nethys formal auch nicht an die Neuregelung für interkommunale Unternehmen zu halten. Ein säuerlicher Beigeschmack dürfte trotzdem bleiben.
Das gilt auch für die Verlängerung des Postens von Michèle Lempereur, aktuelle Partnerin von Lüttichs Bürgermeister Willy Demeyer. Der hatte den Flughafen vor kurzem verlassen. Seine Partnerin bekam den Posten erneut, weil das Unternehmen Sowaer, das eigentlich mit der Besetzung des Postens dran war, keinen Kandidaten stellte.
KW - Foto: Eric Lalmand (belga)