Zur Erinnerung: Véronique Pirotton war Ende Oktober 2013 tot in einem Hotelzimmer in Ostende gefunden worden. Der Mitbegründer von Ecolo und ehemalige Abgeordnete des wallonischen Parlaments, Bernard Wesphael, hatte den Tod seiner Frau selbst an der Hotelrezeption gemeldet. Trotzdem wurde er bald des Mordes verdächtigt. Aus Mangel an Beweisen wurde er jedoch von einem Schwurgericht in Mons freigesprochen.
Diesmal soll Wesphael vor ein Zivilgericht. Dort will der Vater von Victor ihn sehen. Victor ist der Sohn von Véronique Pirotton aus ihrer ersten Ehe. Der Grund für diese Entscheidung sei nachzuvollziehen, gleichsam logisch, sagt der Anwalt von Victors Vater gegenüber der RTBF. Der Vater käme damit seiner Aufgabe als Tutor von Victor nach, nämlich nachzuhaken, die Wahrheit herauszufinden und die Frage zu klären, warum Véronique Pirotton am 31. Oktober 2013 in Ostende gestorben sei.
Denn Klarheit über die Todesursache von Pirotton habe es am Ende des Schwurgerichtsprozesses gegen Wesphael nicht gegeben. Wesphael wurde freigesprochen aus Mangel an Beweisen. Woran Pirotton starb, ist bis heute nicht geklärt. Und es sei doch völlig legitim für einen Sohn danach zu fragen, wie und unter welchen Umständen seine Mutter gestorben sei.
Todesursache weiterhin unbekannt
Bislang tappe man bei der Todesursache noch weiter im Dunkeln, trotz des Ende des Prozesses gegen Wesphael. Moureau zählt auf: Das Schwurgericht habe gesagt, dass es keinen Mord gegeben habe. Monsieur Wesphael hat gesagt, dass es kein Selbstmord war. Die Untersuchungen haben ergeben, dass es kein Selbstmord war. Es war kein natürlicher Tod. Also: Was ist es?
Das seien alles nur Fragen, kritisiert der Anwalt von Wesphael, der sich genauso wie sein Mandant fragt, was die erneute Vorladung soll. Denn es würde nicht gesagt, was Wesphael vorgeworfen werde. In dem Schreiben von Victors Vater würden eben nur Fragen formuliert. Aber die Aufgabe eines Gerichts sei es nicht, Fragen zu beantworten. Ein Gericht antworte auf Anklagen, so Wesphaels Anwalt, Didier Pire.
Weshpaels Anwalt kritisiert noch einen weiteren Punkt. Nämlich: Die Vorladung käme von Victors Vater, im Namen seines Sohnes, als dessen Tutor. Dabei werde Victor selbst in einem Monat 18 Jahre alt, also volljährig. Dann hätte Victor selbst die Sache in die Hand nehmen können. Victors Vater habe da jetzt offensichtlich überstürzt gehandelt. Warum, sei unklar. Victor jedenfalls, das schreibe der Vater selbst, sei zurzeit noch zu nichts entschieden.
Belgischer Staat vor Gericht?
Victors Vater will aber womöglich auch den belgischen Staat vor Gericht ziehen. In dem Schreiben, das er aufgesetzt hat, beklagt er sich über das "Verhalten der Staatsanwaltschaft", aber auch über die Verweigerung, gegen das Urteil des Schwurgerichts Berufung einlegen zu können.
Doch es kann sein, dass es gar nicht zur Vorladung kommt. "Bislang ist das Schreiben zur Vorladung nur aufgesetzt", sagt der Anwalt von Victors Vater. Das grüne Licht des Vaters, das Vorladungsgesuch offiziell zu stellen, stehe noch aus.
Ob und wann es dazu kommt, blieb am Dienstag unklar.
Kay Wagner - Archivbild: Virginie Lefour/BELGA