Ein Biber bei der Arbeit - ein Geräusch, das dem einen oder anderen in den letzten Tagen wohl den Schlaf geraubt hat. Das Ergebnis des eifrigen Nagens sorgt allerdings nur bedingt für Beifallsstürme. "Schauen Sie mal", sagt Benoît Gustin, Chef-Gärtner im Freizeitpark Walibi. "Die Bäume hier sehen alle aus wie angespitzte Bleistifte." Der Biber liebt es eben, lebende Bäume anzunagen, weil das Holz dann noch relativ weich ist.
"Seit zwei Jahren stellen wir immer wieder fest, dass Bäume von Nagetieren angefressen werden", sagt Sprecherin Marie-France Adnet. "Wir haben schon elf Pappeln zwangsfällen müssen. Also haben wir versucht, der Sache auf den Grund zu gehen", sagte die Walibi-Sprecherin in der RTBF. Und Experten der Wallonischen Region sind zu dem Schluss gekommen, dass sich entlang der Dyle eine Biberfamilie angesiedelt hat.
Gefahr, dass Bäume auf Achterbahn fallen
Eine Biberfamilie also. Naja, so weit, so gut. Nur haben sich die Nagetiere offensichtlich an die falschen Bäume herangemacht, nämlich die in unmittelbarer Nähe der großen Achterbahn, die übrigens "Werwolf" heißt. "Der Werwolf an sich wird durch die Biber nicht bedroht", sagt Marie-France Adnet. Die Achterbahn stehe zwar auf Holzpfeilern, doch sei das Material mit einem Schädlingsbekämpfungsmittel behandelt. Die Gefahr ist vielmehr, dass Bäume auf die Achterbahn fallen.
Fazit: Die Gefahr ist zu groß, die Biber müssen weg. Eben in dieser Angelegenheit wurde dann also die Wallonische Region kontaktiert, genau gesagt die Abteilung "Natur und Wälder". Der Biber sei ein Sonderfall, sagt Catherine Hallet, die Direktorin des Umweltamtes. Eigentlich stehen die Tiere unter Artenschutz. Allerdings hat sich die Population in den letzten Jahren in der Wallonie doch sprunghaft vergrößert. Und das führt häufig auch zu Problemen, wie denen im Park Walibi. Und wenn's nachvollziehbare Sicherheitsbedenken gebe, dann könne auch schonmal die Sondergenehmigung erteilt werden, die Tiere einzuschläfern, sagt Catherine Hallet.
Einschläferung drohte
Die Biberfamilie schien also mit einem Mal dem Tod geweiht. Weil sich das nicht unbedingt glücklich anhört, war Walibi sichtlich bemüht, alle Verantwortung von sich zu weisen. "Wir stellen nur fest", sagt Sprecherin Marie-France Adnet. Im vorliegenden Fall also, dass es ein Sicherheitsproblem gibt. Und die Wallonische Region, die entscheidet dann, was zu tun ist.
Inzwischen geisterte das Schicksal der Biberfamilie aber schon durch die Presse. Am Dienstag griffen sogar flämische Zeitungen die Geschichte auf. Und vielleicht hat man da in der Nähe von Mons einen Publicity-Coup gewittert. Fakt ist: Der Tierpark Pairi Daiza hat angekündigt, den Bibern Asyl zu gewähren. Man müsse nur noch schnell ein Gehege einrichten, hieß es in einem Kommuniqué.
Am Ende sind also gleich alle gerettet: Der Werwolf in Walibi und auch die Biberfamilie...
Roger Pint - Illustrationsbild: Bureau des Guides