In der Brüsseler Problemgemeinde Molenbeek gibt es ein neues Café. Das klingt erstmal nicht ungewöhnlich, ist es aber trotzdem. Denn die Gaststätte befindet sich im ehemaligen Wohnhaus der Familie Abdeslam, die ja durch die Anschläge von Paris und Brüssel traurige Berühmtheit erlangte. Lokale Kulturschaffende wollen nun helfen, dieses dunkle Kapitel hinter sich zu lassen. Und durch die neue interkulturelle Begegnungsstätte Molenbeek frisches Leben einzuhauchen.
Ein symbolischeres Datum hätten die Betreiber von Brass’Art nicht wählen können: Am Mittwochabend, am Jahrestag der Brüsseler Anschläge, wurde das Café eröffnet - mitten in Molenbeek, direkt am Rathausplatz. Das Café befindet sich nicht in irgendeinem Gebäude, sondern im ehemaligen Wohnhaus der Abdeslams. Die Gebrüder erlangten traurige Berühmtheit nach den Pariser Anschlägen: Der eine als Selbstmordattentäter und der andere, Salah Abdeslam, als flüchtiger Terrorist. Dieses dunkle Kapitel soll durch das neu eröffnete Café geschlossen werden.
„Wir wollen eine neue Seite aufschlagen, nach vorn blicken“, sagt Mohamed Ouachen, belgischer Theater-Regisseur und Schauspieler mit marokkanischen Wurzeln. Und: einer der Initiatoren von Brass’Art.
Das Café ist nicht nur eine Kneipe. Junge Künstler sollen hier auftreten. Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen. Es soll ein neuer Ort der Begegnung und des Dialogs entstehen.
„Nur wenn man miteinander redet und aufeinander zugeht, kann man eine bessere Zukunft gestalten“, sagt Ouachen. Das sei auch sein Ziel: eine interkulturelle Begegnungsstätte zu schaffen - mitten in Molenbeek. Serviert werden sowohl belgische Biere als auch Tee und andere Getränke: „Jeder trinkt das, worauf er Lust hat“, sagt der Initiator.
Um das Café einrichten zu können, hatten die Betreiber einen Spendenaufruf im Internet gestartet. Inzwischen besteht der Betreiberverein aus 50 freiwilligen Helfern. An Ideen, um das schlechte Image der Gemeinde aufzupolieren, mangelt es nicht. Im Sommer wollen die Macher von Brass’Art einen großen Strand auf dem Rathausplatz von Molenbeek aufschütten. Bereits davor sollen alle Häuser rund um den Platz mit Blumen geschmückt werden.
Akn - Foto: Christophe Ketels/Belga