"Wenn Sie unbedingt auf die Straße müssen, seien Sie bitte vorsichtig!". Veva Daniels vom flämischen Mobilitätsministerium kann nur warnen. Die Wetterbedingungen sind schwierig - und daran wird sich auch in den kommenden Tagen nichts ändern.
Es werde zwar trocken, aber bitter kalt, sagt Hajo Beekman von der flämischen Verkehrsleitstelle. Und das hat zur Folge, dass buchstäblich aus heiterem Himmel Glatteis auftauchen kann. Der Boden sei tiefgefroren und das bedeute, dass Schmelzwasser oder Nebel sofort gefrieren. "Man sieht es nicht, und das ist mindestens genauso gefährlich wie Schnee", sagt Hajo Beekman.
Wie befürchtet lief der Berufsverkehr am Montag entsprechend zäh. Der Verkehrsticker der VRT zeigte zwischenzeitlich über 300 Kilometer Stau an. Die Verzögerungen beliefen sich stellenweise auf über zwei Stunden. Auch für Dienstag rechnen die Automobilclubs mit schwierigen Bedingungen.
Schon in den letzten Tagen hat es insbesondere in Flandern Dutzende Unfälle gegeben, die ganz klar auf die Witterungsbedingungen zurückzuführen waren. In der Nähe von Roeselare südlich von Brügge kam ein Mann auf besonders tragische Weise ums Leben: Der Autofahrer kam auf der Autobahn ins Rutschen und landete auf dem Pannenstreifen. Als der 21-Jährige ausstieg, wurde er von einem anderen schleudernden Fahrzeug erfasst und wurde dabei tödlich verletzt.
An der Arbeit der Straßenwacht habe es nicht gelegen, beteuert Veva Daniels vom flämischen Verkehrsministerium. "In den letzten Tagen hatten wir eine Verkettung von ungünstigen Bedingungen: Zwar wurde gestreut, doch ist das Salz stellenweise weggespült worden. Anderenorts war es einfach so, dass der Boden so kalt war, dass das Wasser gleich wieder angefroren ist."
Öffentliche Verkehrsmittel
Und was für die "normalen" Verkehrsteilnehmer gilt, das gilt natürlich auch für die Öffentlichen Verkehrsmittel. "Wir haben alle erdenklichen Vorkehrungen getroffen", sagt Marc Mertens von der Brüsseler Nahverkehrsgesellschaft STIB.
Die meisten strategisch wichtigen Weichen sind ohnehin beheizt, darüber hinaus steht aber überall Streugut zur Verfügung. Und für den Extremfall verfügt die STIB sogar über Schneepflüge auf Schienen. Die zuständigen Mitarbeiter stehen in jedem Fall bereit, sagt der STIB-Sprecher.
Notunterkünfte
Apropos Brüssel: Besonders in der Hauptstadt gibt es ziemlich viele Obdachlose, die angesichts der Wetteraussichten ein ernstes Problem haben: Sie brauchen ein Dach über dem Kopf, für sie geht es da buchstäblich ums Überleben. In Brüssel stehen rund 1.350 Plätze in Notunterkünften zur Verfügung.
In der Wallonie sind es gerade einmal 166, und da kann es auch mal zu Engpässen kommen. In Namur stellen die Behörden im absoluten Notfall sogar ziemlich außergewöhnliche Mittel zur Verfügung. Erst überprüfen wir, ob die Leute wirklich keine Alternative haben, sagt Jean-Luc Ansiaux vom zuständigen Sozialdienst. Manchmal können sie dann auch bei Freunden übernachten. Und wenn alle Stricken reißen, dann geht es ins Hotel.
Stromversorgung
Auch beim Hochspannungsnetzbetreiber Elia schaut man mit Sorgenfalten auf die nächsten Tage. Wie die Zeitung Het Laatste Nieuws meldet, wird Elia wohl - zum ersten Mal überhaupt - die Gaskraftwerke von Vilvoorde und Seraing anfahren. Die gehören zur sogenannten "strategischen Reserve".
Das Problem: In Frankreich herrschen ebenfalls eisige Temperaturen, und das sorgt dafür, dass weniger Strom für den Export nach Belgien zur Verfügung steht. Die strategische Reserve sollte aber ausreichen, glaubt man bei Elia. Die Gefahr eines Blackouts bestehe erstmal nicht.
Roger Pint - Foto: Siska Gremmelprez/Belga