"Die Art und Weise, mit Menschen in Kontakt zu kommen, das ist eben heute das Internet", sagt Schwester Hannah. Sie ist die Priorin der Abtei Onze-Lieve-Vrouw van Bethanië in Loppem südlich von Brügge.
Sieben Schwestern leben noch hinter den hohen Klostermauern. Und eben, weil die manchem vielleicht zu hoch sind, haben die Geistlichen auf moderne Art versucht, mit der Außenwelt in Kontakt zu kommen: Sie eröffneten einen Kanal auf der Online-Video-Plattform Youtube. Sie engagierten einen Kameramann. Zwei Drehtage reichten aus, um die Aufnahmen und Interviews zu machen. Dabei kam sogar eine Drohne zum Einsatz. Die Montage übernahm dann ein befreundeter Priester - und fertig waren acht Filme à jeweils knapp vier Minuten.
"Wir haben uns bewusst für ein kurzes Format entschieden, weil das heute nunmal besser ankommt", sagt die Priorin Schwester Hannah. Acht kurze Videos sind eben besser als ein langer Film von einer halben Stunde. "So erreicht man eben die Leute", meint Schwester Hannah. "Bücher lesen die Menschen ja heutzutage nicht mehr so gern."
Die Videos drehen jeweils um eine der Schwestern bzw. um ein Thema. Die Geistlichen bringen da zum Teil ihre tiefsten Gedanken zum Ausdruck, was sie dazu bewegt hat, ins Kloster zu gehen, wie sie das Leben als Ordensschwester verstehen, welches Verhältnis sie zu ihrem Gott haben.
"Wir sind Suchende", sagt Schwester Hannah etwa in einem der Videos, "Gottsuchende". Und sie wolle nicht behaupten, dass sie Gott schonmal gefunden habe. Sie zweifele auch, ob sie ihm schonmal begegnet sei, aber eins wisse sie mit Sicherheit: Gott habe sie schon getroffen.
Es gibt aber auch Einblicke in das Klosterleben, manchmal überraschende. Etwa wenn Ordensfrauen mit Schulkindern Kicker spielen. Denn dem Kloster Onze-Lieve-Vrouw van Bethanië ist nach wie vor auch ein Mädcheninternat angegliedert. "Die Schülerinnen kommen oft hier vorbei. Sie kommen auch mittwochs zur Messe", sagt Schwester Ria. Und da gibt's durchaus eine Verbundenheit. "Wir erfahren, was die jungen Menschen so bewegt und dann beten wir für sie."
"Wir wollen die Menschen an unserem Leben teilhaben lassen", sagt Priorin Hannah. "Wir wollen zeigen, was man eigentlich nicht sehen kann und dass uns dieses Leben glücklich macht - in einer Welt, in der es ja so viel Unglück und Not gibt."
Inzwischen hat das Kloster auch eine Facebook-Seite. Die Schwestern betrachten das auch als eine Form der Missionierung. "Heute gehen wir nunmal nicht mehr nach Afrika oder nach China", sagt Schwester Rafaël. Und das Internet gebe ihnen die Möglichkeit, um Zeugnis abzulegen.
Ob sie denn kein Problem mit dem Medium "Internet" habe, wird die Priorin gefragt. "Durchaus nicht", sagt Schwester Hannah. Die Dinge seien grundsätzlich niemals gut oder schlecht. Es sei immer eine Frage, was man daraus mache. "Und wir gebrauchen das Internet maßvoll. Das ist die Botschaft."
Apropos maßvoll: Nachdem ein Regionalsender die Geschichte der Youtube-Schwestern aufgegriffen hatte und auch die VRT einen Beitrag gesendet hatte, liefen plötzlich Medienvertreter den Ordensfrauen fast schon die Türe ein. Etwas geschockt angesichts des Rummels zogen sie sich daraufhin schnell wieder hinter ihre hohen Mauern zurück.
Youtube-Kanal der Benedektinerinnen aus Loppem
Roger Pint - Illustrationsbild: Anthony Dehez/BELGA