Alle Jahre wieder: die falsche CD, das verkehrte Paar Schuhe oder die Kopfhörer ausgerechnet in der Farbe, die man nicht mag. "Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul", sagt der Volksmund. Doch an diesen Vorsatz halten sich immer weniger Belgier.
Auf Second-Hand-Portalen im Internet herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb. "Nach Weihnachten bieten die Leute immer mehr zum Kauf an", sagt Greet Goegebuer von der Seite 2ememain.be. Dieses Jahr betrage die Steigerung sogar 22 Prozent. Angeboten würden typische Geschenkartikel wie Dekoration, Kleidung und Bücher, aber auch besonders viele CDs und DVDs.
Was noch vor ein paar Tagen unter dem Tannenbaum lag, wartet jetzt im Internet auf einen Abnehmer. Früher wäre es undenkbar gewesen, ein Weihnachtsgeschenk zu verkaufen. Heute wird es gemacht. Trotzdem haben einige Skrupel. "Dem Geschenk-Geber gegenüber ist das sehr peinlich. Ich werde der Person nichts vom Weiterverkauf erzählen", sagt dieser doch etwas beschämte Kunde einer Tauschbörse.
Das Prädikat "verkehrtes Weihnachtsgeschenk" kann heutzutage im Netz aber sogar verkaufsfördernd sein. In der Produktbeschreibung würden immer mehr Leute Weihnachtsgeschenk angeben. So wisse jeder sofort, dass es sich um Neuware handelt, so die Sprecherin des Second-Hand-Portals.
Doch nicht nur im Internet kann man ungeliebte Weihnachtsgeschenke loswerden. In vielen Städten gibt es Second-Hand-Läden und Tauschbörsen. Und auch die haben den Trend längst bemerkt. "Immer mehr junge Leute verkaufen lieber ein Teil, das sie nicht mögen, statt es jahrelang in irgendeiner Kiste aufzubewahren", erklärt Benoît Savoldi vom Gebraucht-Shop und Depot-Kaufhaus Troc. "Von dem Geld kaufen sie sich dann etwas, das ihnen wirklich gefällt."
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Laurie Dieffembacq/BELGA