Sie sind meist teurer als die normalen Biere, haben mehr Alkohol, und werden immer beliebter: die Weihnachtsbiere. Noch vor 50 Jahren fristeten sie in Belgien eine Art Schattendasein. Nur rund zehn verschiedene Sorten gab es damals. Heute sind es über 100 – Tendenz steigend.
Worin liegt dieser Erfolg begründet? François Dehauffe, Braumeister bei der Brauerei Saint-Feuillien, erklärt das wie folgt: Hauptgrund sei, dass es diese Biere nur während einer bestimmter Zeit im Jahr gibt, es Saisonbiere seien. Die Kunden würden gleichsam auf diese Biere warten.
Das Weihnachtsbier als seltenes Produkt also, das man gerne kauft, wenn man es kriegt. Doch Erfolgsgrund sei auch die Beschaffenheit des Bieres, sein Geschmack. Der würde prima in die kalte Jahreszeit passen. Weihnachtsbiere hätten in der Regel einen höheren Alkoholgehalt, seien reicher im Geschmack, vollmundiger, „warmherziger“, wie der Braumeister es ausdrückt. Solche Biere würde man in der kalten Jahreszeit besonders gern trinken, gemütlich bei sich zu Hause am Kamin.
Bei Saint-Feuillien macht der Umsatz mit Weihnachtsbier laut RTBF mittlerweile zehn Prozent des Jahresumsatzes aus. Bei der Abtei Val-Dieu in Aubel an der Grenze zur Deutschsprachigen Gemeinschaft sind es sogar 13 Prozent. Verantwortlich dafür sei auch der Verkauf in den USA. Auch dort liebt man Weihnachtsbier Made in Belgium, das vor 100 Jahren noch gar nicht bis in die USA gekommen wäre. Denn damals konnte man Bier noch nicht lange konservieren. Die Fahrt über den Atlantik hätte das Weihnachtsbier nicht überstanden.
Die fehlende Konservierungstechnik ist auch einer der Gründe dafür, dass es überhaupt Weihnachtsbier gibt. Weihnachtsbier wurde quasi aus der Not geboren. Die Ursprünge liegen dabei weitgehend im Dunkeln, doch so viel scheint klar: Anlass zum Brauen von Weihnachtsbier war früher die Anlieferung im Herbst von frischem Hopfen und neuer Braugerste. Um sie zu lagern, leerten die Brauereien ihre Speicher und brauten mit dem Rest des alten Hopfens und der alten Gerste noch ein Bier, das in den Wochen vor Weihnachten fertig war. Da man das Bier eben nicht lange lagern konnte, wurde es schon bald getrunken. Das war kurz vor Weihnachten, und so wurde das Bier eben Weihnachtsbier genannt. So erklärt es die Internetseite vivreici.be.
Der moderne Boom hat wohl mit der allgemeinen Tendenz bei Bierliebhabern zu tun, nicht immer das gleiche Bier trinken zu wollen. Dabei ändert sich das Rezept der Weihnachtsbiere selbst in der Regel nicht. Denn wer einmal auf den Geschmack gekommen sei, solle nicht enttäuscht werden. Das sagt Dominique Friart von der Brauerei Saint-Feuillien. Wobei nicht alle Kunden merken würden, dass das Weihnachtsbier aus ihrer Brauerei eigentlich immer gleich schmecke. Oft, so Dominique Friart, sagen die Kunden "Ah, dieses Jahr schmeckt ihr Weihnachtsbier viel besser als im vergangenen Jahr. Jedes Jahr hören wir das. Dabei brauen wir unser Weihnachtsbier immer strikt nach dem gleichen Rezept."
Und dass es sich trotz der wachsenden Beliebtheit wahrscheinlich gar nicht lohnen würde, Weihnachtsbiere auch zu anderen Jahreszeiten anzubieten, sagen nicht nur Händler aufgrund ihrer Erfahrung, sondern auch diese Dame: Weihnachtsbier, das sei nur etwas für den Dezember und für Weihnachten. Also bewusst etwas ganz Besonderes.
Kay Wagner - Bild: Thierry Roge/Belga