Die beiden Wahlsieger Elio Di Rupo und Bart De Wever treffen sich heute zum ersten Mal nach den Parlamentswahlen. Beobachter sehen darin den möglichen Beginn von historischen Koalitionsverhandlungen.
Über den Inhalt des Gespräches wurde Diskretion vereinbart. Ort und Zeitpunkt des Treffens wurden daher geheim gehalten.
Dass beide Parteipräsidenten persönlich und unter Ausschluss der Presse miteinander verhandeln, gilt als Zeichen, dass sie an Verhandlungserfolgen interessiert sind. Dabei dürfte es primär um die Themen Staatsreform und Brüssel-Halle-Vilvoorde gehen.
König trifft Parteipräsidenten
Zwei Tage nach den Parlamentswahlen setzt König Albert heute auf Schloss Laeken seine Konsultationen mit den Parteivorsitzenden fort. Am Mittag waren zunächst die Vertreter von Groen und Ecolo an der Reihe.
Am Nachmittag sind Gespräche mit den Parteivorständen von SP.A, CDH und MR vorgesehen. Gestern hatte er die beiden Wahlgewinner empfangen.
Di Rupo Premier?

Die beiden Spitzenpolitiker hatten gestern erstmals nach dem Urnengang vom Sonntag telefonisch Kontakt, wie De Wever in einer VRT-Fernsehsendung am Abend erklärte.
Er könne gut mit einem Premier Di Rupo leben und fordere nicht für sich das Amt des Regierungschefs, fügte der flämische Nationalisten-Chef hinzu. Für ihn sei entscheidend, dass er sein Programm umsetzen könne und die nächste Regierung vier Jahre im Amt bleibe.
Die CD&V-Vorsitzende Marianne Thyssen forderte De Wever unterdessen auf, Verantwortung zu übernehmen. Wer 30% der Stimmen erhalten habe, dem habe der Wähler einen klaren Auftrag erteilt, sagte Thyssen in der VRT-Debatte.
Onkelinx hält Kompromiss mit N-VA-Chef De Wever für möglich
Die scheidende sozialistische Vize-Ministerpräsidentin Laurette Onkelinx sieht einen Kompromiss mit der N-VA von Bart De Wever als möglich. Im RTBF-Rundfunk erklärte die PS-Politikerin heute Morgen, Belgien stehe zweifelsohne vor entscheidenden Veränderungen. Ihre Partei sei offen für eine grundlegende strukturelle Reform, halte aber fest an einem starken föderalen Staat und der Sozialsicherheit als Herz der Solidarität.
Gestern hatte auch PS-Chef Di Rupo erklärt, es führe kein Weg an einer Staatsreform vorbei. Erstmals hielt er eine Pressekonferenz in Französisch und Niederländisch ab, was in den Medien als Hinweis gedeutet wird, dass Di Rupo mit dem Amt des Premierministers liebäugelt.
brf/vrt/mh/as/sh/km - Bild: belga