Den Namen Bill Gates verbinden die meisten Menschen noch heute mit Microsoft. Doch schon seit Jahren hat der Multi-Milliardär den von ihm gegründeten Konzern verlassen, um sich gemeinsam mit seiner Frau der Entwicklungshilfe zu widmen. Dazu gehört auch, die Gesundheitsversorgung der Menschen in Entwicklungsländern zu verbessern.
Diesem Ziel ist es zu verdanken, dass jetzt ein kleines Unternehmen in Gosselies bei Charleroi zwölf Millionen Dollar, rund 11,5 Millionen Euro, für ein Forschungsprojekt von der Gates-Stiftung bekommen hat. Univercells hatte die Idee, Impfstoff gegen Polio (Kinderlähmung) mit wenig Aufwand und auf kleinstmöglichem Raum zu produzieren. Bill Gates fand diese Idee so gut, dass er ihre Verwirklichung jetzt unterstützen wird.
Vorausgegangen allerdings war eine Ausschreibung zu diesem Projekt. Univercells hatte sich zusammen mit zwei Partnerunternehmen aus den Niederlanden und Kanada beworben – und sich gegen 174 Mitbewerber durchgesetzt.
Kern der Idee von Univercells ist es, den Polioimpfstoff in einer sogenannten Mikro-Fabrik herzustellen, die nur so viel Platz wie eine Küche benötigt. Und unter anderem auch dadurch den Preis für den Impfstoff deutlich zu senken.
Wie deutlich, das rechnet Univercells-Mitbegründer José Castillo vor. Er sagt, dass eine Dosis Impfstoff zu Produktionskosten von 15 Cent herstellen werden soll, was dann zu einem Marktpreis von 50 Cent führe. Zurzeit werde der Impfstoff zu einem Preis von bis zu zwei Dollar hergestellt, was dann ein Verkaufspreis von fünf bis zehn Dollar bedeute.
Ein preiswerter Impfstoff, produziert auf wenig Raum, und das dazu noch in großen Mengen: Bis zu 40 Millionen Dosen Polioimpfstoff soll eine Mikro-Fabrik pro Jahr produzieren. Auch das würde den Wünschen von Bill Gates entsprechen.
Denn Polioimpfstoff ist nicht mehr überall in ausreichenden Mengen verfügbar, nachdem sich einige große Hersteller lieber anderen Produkten zugewandt haben. Dabei ist Kinderlähmung immer noch eine Gefahr. Zwar gilt der Erreger in Europa als ausgerottet, aber immer wieder bricht die Krankheit woanders auf der Welt aus und kann sich immer schnell zu einer Epidemie ausweiten.
Wohl auch deshalb macht die Gates Stiftung Druck. "Wir haben zwei Jahren, um Ergebnisse zu liefern", sagt Castillo. Deshalb habe er Mitarbeiter eingestellt, die sich nur um die Entwicklung der Mikro-Fabrik kümmern sollen. Zwölf Personen sind es insgesamt, allesamt Spezialisten wie Ingenieure, Mechaniker oder Biotechniker. Das vorgegebene Ziel sei es, in zwei Jahren, also bis November 2018, ein Exemplar der neuen Mikro-Fabrik bei einem indischen Impfstoffproduzenten eingerichtet zu haben.
Das Konsortium um Univercells erfreut sich übrigens auch der Unterstützung der wallonischen Region. Ministerpräsident Paul Magnette wertete die Millionen-Spritze der Gates-Stiftung als Beweis dafür, dass man mit der Förderung von Unternehmen wie Univercells auf dem richtigen Weg sei.
Und sollte dem kleinen Biotechunternehmen sein Polioimpfstoff-Projekt gelingen, winkt ihm eine rosige Zukunft. Denn mit der Mikro-Fabrik könnten sich auch andere Impfstoffe ohne allzu große Veränderungen herstellen lassen. Der ständige Bedarf an solchen Impfstoffen wird auf absehbare Zeit hoch bleiben.
Kay Wagner - Illustrationsbild: BRF