Bei der Zeremonie im Petersdom setzte Papst Franziskus dem belgischen Primas das rote Birett auf. Zu den 17 neuen Purpurträgern zählen vier weitere Europäer, vier Nordamerikaner, zwei Südamerikaner, drei Afrikaner, zwei Asiaten und ein Ozeanier. Damit gibt es nun insgesamt 228 Kardinäle.
Bei der feierlichen Einsetzung der neuen Kardinäle warnte Franziskus vor der zunehmenden Spaltung in Kirche und Gesellschaft. «Das Virus der Polarisierung und der Feindschaft dringt in unsere Art zu denken, zu fühlen und zu handeln ein. Dagegen sind wir nicht immun, und wir müssen aufpassen, dass eine solche Haltung nicht unser Herz in Beschlag nimmt», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstag.
Als Zeichen der Solidarität des Papstes mit der kriegsleidenden Bevölkerung in Syrien gilt die Entscheidung, den Nuntius in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, zum Kardinal zu erheben.
Nach der Zeremonie wollte Franziskus mit den neuen Kardinälen seinen Vorgänger Benedikt XVI. im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan besuchen.
De Kesel: besonnen und gemäßigt
Jozef De Kesel wurde am 17. Juni 1947 als fünftes von neun Kindern in Adegem in Ostflandern geboren. Nach seinem Theologie-Studium in Löwen und Rom und der Priesterweihe 1972 lehrte er Fundamentaltheologie und philosophische Anthropologie in Gent und Löwen. 2002 wurde er Weihbischof im Erzbistum Mechelen-Brüssel. Seit Dezember 2015 ist er Erzbischof und Primas von Belgien.
Der mehrsprachige Flame steht für einen vermittelnden kirchenpolitischen Kurs und tritt intellektuell, besonnen und gemäßigt auf. Mit De Kesel verbinden sich Hoffnungen auf eine Trendwende in der belgischen Kirche, die - auch aufgrund von Skandalen um sexuellen Missbrauch - eine Glaubwürdigkeitskrise durchlebt.
Mit Jozef De Kesel zählt Belgien jetzt zwei Kardinäle. Auch Erzbischof Godfried Danneels (83) bleibt Kardinal, auch wenn er aufgrund seines Alters im Konklave nicht mehr wahlberechtigt ist.
belga/vrt/rkr/jp/domradio - Foto: Tiziana Fabi (afp)