Michel äußerte zudem die Hoffnung, dass die Europäische Union und die Nato weiterhin auf die Unterstützung der USA zählen könnten, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Außenminister Reynders zeigte sich abwartend. Man müsse wachsam sein, welche Entscheidungen die neue amerikanische Regierung treffe, und sie an ihren Taten messen, sagte Reynders. Den Wahlsieg von Donald Trump wertet Reynders auch als Signal für Europa, stärker zusammenzustehen.
Er sieht in der Wahl einen Trend, der nach Europa überzuschwappen droht: die Angst vor Veränderungen und der Vormarsch von Populisten. "Die Flüchtlingswelle bereitet den Menschen Angst, der Freihandel, die offene Welteinstellung und ihre Wut richtet sich gegen das Establishment in Washington und Brüssel."
Grüne und Sozialisten haben sich in ersten Stellungnahmen besonders besorgt gezeigt. "Schrecklich, dass jemand, der so rassistische und sexistische Sprüche von sich gegeben hat, der so aggressiv aufgetreten ist, gewählt werden konnte", sagt der wallonische Ministerpräsident Paul Magnette. Das werde ganz bestimmt Auswirkungen auf uns haben.
Für die CDH muss jetzt ein Ruck durch die demokratischen Parteien gehen, um von der Politik enttäuschte Menschen hierzulande zurückzugewinnen. Bart De Wever von der N-VA warnte davor, die USA jetzt zu isolieren.
Geens will neues "mare nostrum"
Auffallend die Äußerung von Justizminister Koen Geens (CD&V): Die Wahl von Trump gebe Europa die Chance, aus dem Mittelmeer ein europäisches Mittelmeer zu machen, statt das der Vereinigten Staaten. Vielleicht werde es ja wieder das "mare nostrum", sagte er in Anspielung auf die lateinische Bezeichnung im Römischen Reich.
Nach dem Brexit und Trump sei es jetzt Zeit für ein Mehr an Europa, mit europäischer Außen- und Einwanderungspolitik, so Geens weiter. Trump sei "nicht sein Typ", aber ein "kluger Mann". Man werde nicht aus eigener Kraft amerikanischer Präsidentschaftskandidat "ohne eine gehörige Portion gesunden Verstands", so Justizminster Geens abschließend.
akn/jp/km/fs - Archivbild: Laurie Dieffembacq/BELGA