EU-Parlamentspräsident Martin Schulz erwartet nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten schwierigere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten. Das politische System der USA habe allerdings immer wieder Ausschläge erlebt und sei stark genug auch für eine Präsidentschaft des Republikaners Trump, sagte der SPD-Politiker am Mittwochmorgen in der ARD.
Schulz verglich Trumps Wahlsieg mit der Entscheidung der Briten für das Ausscheiden aus der Europäischen Union. Viele Menschen fühlten sich nicht ernst genommen und protestierten mit ihrer Stimme. «Man muss genau hinhören», sagte Schulz und sprach von einem Lehrstück. Ähnlich große Verwerfungen wie in den USA gebe es in Europa allerdings nicht.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini betonte, die Beziehungen zu den USA seien tiefer als die Tagespolitik. «Wir werden weiter zusammenarbeiten, die Stärke Europas neu entdecken», erklärte sie über Twitter.
In der US-Botschaft in Brüssel herrschten am Morgen Überraschung und Enttäuschung über den Sieg von Donald Trump bei der Präsidentenwahl vor. Mehrere hundert Amerikaner und Vertreter der EU-Institutionen hatten sich dort zu einer Wahlparty versammelt. Trotz des unerwarteten Ausgangs versicherte der amerikanische Nato-Botschafter Lute, dass sich in den außenpolitischen Beziehungen nichts verändern werde. Die USA würden ihre Verbundenheit mit der Nato wahren. Auch die amerikanische Botschafterin in Belgien Denise Bauer sagte, die enge Partnerschaft zwischen den USA und Europa werde bestehen bleiben.
Belgische Politiker reagieren weitgehend negativ: Das Unvorstellbare sei wahr geworden, kommentiert zum Beispiel Innenminister Jan Jambon den wahrscheinlichen Wahlausgang. Er sieht durch den Sieg Trumps die Nato und auch den Weltklimavertrag in Gefahr. "Mal sehen, was das geben wird", kommentierte der flämische Ministerpräsident Geert Bourgois Trumps Sieg. Außenminister Reynders zeigte sich abwartend. Belgien solle sehr wachsam sein, welche Entscheidungen die neue amerikanische Regierung treffe. Die USA seien eine große Demokratie, gleich wer der Präsident sei. Man werde die Nation an ihren Taten messen, sagte Reynders.
Ähnlich hatte sich zuvor schon Caroline Gennez von den flämischen Sozialisten geäußert: Trump der neue Präsident der sogenannten freien Welt, das sei eine beängstigende Vorstellung. Damit drückt sie das Gefühl vieler europäischer Politiker aus. Vor allem hat Europa Angst vor einer ähnlichen Entwicklung, etwa bei den Wahlen in Frankreich oder den Niederlanden im kommenden Frühjahr.
akn/dpa/sh - Foto: Laure Dieffembacq (belga)