Alleine die Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge aus Syrien - nämlich über eine Million - dürfte deutlich machen, vor welcher Herausforderung Jordanien steht. Wenn man bedenkt, dass Jordanien in etwa die gleiche Anzahl Einwohner wie Belgien hat, dann kann man sich ganz leicht vorstellen, was die Menschen und Behörden hier leisten.
Zum Vergleich: Belgien hat im vergangenen Jahr knapp 50.000 Flüchtlinge aufgenommen. In Jordanien leben 650.000 registrierte Kriegsflüchtlinge aus Syrien. In Wirklichkeit dürften es noch viel mehr sein. Der anhaltende Konflikt in Syrien macht Jordanien schwer zu schaffen: Das Land hat keine Ölvorkommen, eine hohe Arbeitslosigkeit und kaum noch Touristen, die kommen. Außerdem herrscht Wasserknappheit. Trotzdem hat Jordanien, genau wie die anderen Anrainerstaaten Syriens Libanon und Türkei, Millionen Menschen aufgenommen.
Solidarität nicht nur mit Geld zum Ausdruck bringen
"Unsere Solidarität und Unterstützung wollen wir nicht nur mit Geld zum Ausdruck bringen", sagt Alexander De Croo. Der Besuch der Königin und des zuständigen Ministers sind also auch so eine Art moralische Unterstützung für Jordanien.
In Zaatari, eines der weltweit größten Flüchtlingslager nur wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt, leben 80.000 Syrer. In der Region gibt es auch noch ein weiteres Flüchtlingslager. Allerdings lebt dort nur ein Bruchteil der 650.000 aufgenommenen Menschen aus Syrien.
Die allermeisten leben auf dem Land und in den jordanischen Städten. Das sorgt inzwischen für immer mehr Spannungen in der einheimischen Bevölkerung, die zwar sehr gastfreundlich ist, aber wegen eigener finanzieller Schwierigkeiten zunehmend an ihre Grenzen stößt. Trotzdem, sagt der belgische Botschafter in Jordanien Hendrik Van de Velde, gehen die Jordanier vorbildlich mit der schwierigen Lage um.
Emotionaler Besuch
Es ist das erste Mal, dass Königin Mathilde die Krisenregion besucht - ein durchaus sehr emotionaler Besuch. Mathilde hat sich mehrmals mit syrischen Flüchtlingen unterhalten - vor allem mit Frauen und Kindern. Sie legt besonders großen Wert auf die Bildung. Ansonsten drohe eine Generation junger Menschen verloren zu gehen.
Als Ehrenvorsitzende von Unicef Belgien hat sie auch mehrere Bildungsangebote für syrische Kinder in Jordanien angeschaut. Belgien macht dafür übrigens zusätzlich zweieinhalb Millionen Euro locker.
Alain Kniebs - Bild: Benoit Doppagne/BELGA