Neben den Parteien, die im französischsprachigen und flämischen Landesteil über eine Schwesterpartei verfügen, treten einige Partien auch nur in der Wallonie oder nur in Flandern an.
Mindestens zwei von ihnen sind sicher wieder im föderalen Parlament vertreten: die flämische NV-A möglicherweise sogar als Teil der Regierungskoalition.
Nationalisten wahrscheinlich Wahlsieger
Die NV-A soll, das sagen uns die Demoskopen seit Tagen, der Wahlsieger in Flandern werden. Ein Viertel der flämischen Wähler würden den Umfragen zufolge die NV-A Sonntag wählen. Damit würde sie stärkste Partei in Flandern und fast unumgänglich bei den Koalitionsverhandlungen.
Ebenfalls wieder ins föderale Parlament einziehen dürfte die Rechtsaußenpartei Vlaams Belang. Da mit ihr - wegen der klar xenophoben und separatistischen Parteiziele - aber niemand regieren will, bleibt sie in der Opposition. Vlaams Belang wirbt mit einem Immigrationsstop und würde am liebsten Morgen die Unabhängigkeit Flanderns ausrufen.
Die NV-A, ebenfalls klar flandernorientiert und separatistisch aufgestellt, will den Umweg über einen konföderalen Staat machen, sieht im Endeffekt aber auch das Ende des Föderalstaats Belgien für gekommen.
Lijst Dedecker
Es ist nicht lange her, da war auch die Liste Dedecker des ehemaligen Judoka Jean-Marie Dedecker recht erfolgreich. In den Meinungsumfragen verliert die Liste Dedecker aber weiter in der Wählergunst der Flamen. Auf 6% der Wählerstimmen käme sie laut Umfragen – die Partei könnte aber auch unter die 5%-Hürde fallen und nicht mehr im Parlament vertreten sein. Sie verliert Stimmen vermutlich zu Gunsten der NV-A. Lijst Dedecker hat unter anderem mit den Finanztransfers Wahlkampf geführt ("Flandern ist es müde für die Wallonie zu bezahlen"). Wenn die Partei im Parlament bleibt, dann bleibt sie auch wie bisher in der Opposition.
Ins Parlament kommen will indes die extremlinke flämische Partei PVDA+ - sie wünscht sich einen Sitz in der Kammer. Die Demoskopen sagen – das wird nichts.
Front National ohne Chancen
In der Wallonie gibt es ebenfalls einige kleinere Parteien, die versuchen ins Parlament einzuziehen. Erstes Besipiel: der FN (Front National) dürfte bei den Wahlen völlig untergehen oder zumindest deutlich unter der 5%-Hürde bleiben. Grund hierfür sind interne Flügelkämpfe bei der Partei. Die tritt übrigens nicht überall in der Wallonie an.
Im gesamten französischsprachigen Landesteil tritt die Partei 'Wallonie d’abord' an. Die Partei gibt an, zu den Demokratischen Bewegungen zu gehören, ihre Parteimitglieder sind aber fast alle aus den Reihen der Rechtsaußen Partei Front National übergesetzt. Man versteckt sich hinter einem wallonischen Nationalismus. Einige Wähler geben der Partei vielleicht aus Frust über die flämische NV-A ihre Stimme in der Wallonie - ohne zu wissen, dass sie damit extrem-rechtes Gedankengut unterstützen. Ins Parlament dürfte die Partei aber nicht kommen.
Parti Populaire
Geteilter Meinung sind die Demoskopen, was die Partei des Staranwaltes Modrikamen (Parti Populaire) angeht. Hier reichen die Prognosen von 8% bis 4%. Die Partei, die sich im rechten Spektrum ansiedelt, will eine Alternative für Christdemokraten und Liberale in der Wallonie sein.
Ihre Slogans ("Nulltoleranz im Bereich der städtischen Kriminalität") sind zum Teil gewagt ("Zeitliche Begrenzung des Arbeitslosengeldes"). Die Doppelspitze der Partei - Rudi Arnoudt und Mikael Modrikamen - wirbt für eine Senkung der Unternehmenssteuer, die nach Ansicht der Partei wichtiger ist als eine weitere Regionalisierung von Befugnissen – etwa im Steuerbereich. Die PP spielt am Sonntag vermutlich eher eine Außenseiterrolle.
Aber – und das sollte man nicht vergessen – Mitte der Woche waren die Hälfte der Französischsprachigen und 40% der Flamen noch unentschlossen und wussten nicht, wem sie ihre Stimme geben sollen ...
Bild: belga