Ihre Fragen haben die Wissenschaftler nicht nur "gewöhnlichen" Belgiern gestellt. Auch Anwälte haben an der Umfrage der Uni Löwen (KUL) teilgenommen. Das Erschreckende: Die Rechtsbeistände vertrauen der Justiz offenbar auch nicht blind. Vier von zehn Anwälten sind nämlich ebenfalls der Meinung, dass die Bürger von den Gerichten ungleich behandelt werden.
Außerdem halten 86 Prozent der Befragten die von der Justiz verwendeten Formulierungen für zu kompliziert. Urteilssprüche von Richtern und Mitteilungen von Staatsanwälten würden von der breiten Öffentlichkeit oft falsch oder nur zum Teil verstanden.
"Wir haben ein Wahrnehmungsproblem und sind uns dessen bewusst", erklärt der Vorsitzende des Hohen Justizrats Christian Denoyelle in der Zeitung De Standaard. Richter und Staatsanwälte müssten künftig besser und vor allem in einer verständlicheren Sprache kommunizieren.
Ein weiteres Problem: Die Belgier halten das Justizwesen für zu langsam. Zwischen Straftat und Prozess vergehe oft zu viel Zeit. Und: 76 Prozent der Befragten wollen, dass verurteilte Straftäter ihre Haftstrafen vollständig absitzen.
Alain Kniebs - Bild: Eric Vidal/BELGA