Erst ab dann bleibt das Einkommen zur privaten Verfügung.
Das europaweite Timing dieser Tage wird alljährlich von Experten und Consulting-Agenturen berechnet, so auch von der renommierten Agentur PriceWaterhouseCoopers. Sie stellen damit zugleich einen Vergleich der Steuerlasten in den verschiedenen Ländern an. Und nach Berechnung von PriceWaterhouse steht Belgien abermals als eines der schlechtesten oder ungünstigsten Länder in dieser Tabelle.
Nur in Schweden ist die Besteuerung der Privatpersonen und Unternehmen noch höher. Dort fällt der "Tax Freedom Day" in diesem Jahr auf den 5. Juli.
Am besten geht es den Luxemburgern. Dort können die Bürger schon ab dem 16. Mai zu 100 Prozent über ihr privates Einkommen verfügen. Und auch die direkten Nachbarn Belgiens belegen bessere Plätze. In den Niederlanden ist der "Tax Freedom Day" der 19. Mai, in Deutschland ist es der 27. Mai und in Frankreich der 31. Mai.
PWC: Belgien muss Steuerdruck senken
Nun hat dieses Ranking nicht nur für die Privatpersonen eine Bedeutung, sondern auch für die Unternehmen und für die Konkurrenzfähigkeit des Landes allgemein. PriceWaterhouseCoopers ist der Meinung, dass auch aus diesem Grunde Belgien eine Reihe von Maßnahmen ergreifen muss,um den Steuerdruck wegzunehmen und vom Image des Hochsteuerlandes wegzukommen.
Zuallererst müssten die Arbeitskosten gesenkt werden. Die Kluft zwischen Brutto- und Nettolohn sei in Belgien noch viel zu groß. Nach Zahlung der Einkommenssteuern und Sozialabgaben bleiben in Belgien nur 55 Prozent des Durchschnittslohns.
Andererseits müssten Initiativen ergriffen werden, um das Land für in- und ausländische Unternehmen attraktiver zu machen. Wenn man jetzt nichts unternehme, werde es in einigen Jahren keinen Spielraum mehr geben, so die Consulting-Agentur.
Intérêts notionnels
Dabei tut Belgien schon einiges, um unternehmerisch besser da zu stehen und seine Standortvorteile für Betriebe in ein gutes Licht zu rücken. Dies ist vor allem der Fall im wallonischen Landesteil. Das berühmte Stichwort dabei ist der Begriff der "Intérêts notionnels". Das sind steuerliche Vorteile für Investoren, die den Staat eine ganze Menge Geld kosten.
Auch dieses System wird im derzeitigen Wahlkampf heiß diskutiert. Die Befürworter argumentieren, nur durch diese Kapital- und Zinsvergünstigungen könne man bedeutende Investoren ins Land holen und neue Arbeitsplätze schaffen. Dabei hat die Wallonie auch nachweislich in den letzten Jahren etlichen Erfolg gehabt. Die Gegner des Systems meinen, mit dem Geld könne man aus eigener Initiative gefährdete Arbeitsplätze retten und neue schaffen.
Für den Bürger und Steuerzahler dagegen dürfte derweil nur interessant sein, wie viel ihm am Ende des Monats oder Jahres für sich selbst übrig bleibt. Das Wirtschaftsinstitut Molinari hat einen Durchschnitt errechnet. Demnach arbeitet ein unverheirateter Angestellter ohne Kinder 214 Tage pro Jahr für den Staat und nur 151 für sich selbst. Auch nach diesem Berechnungsschema steht Belgien an zweitletzter Stelle in der gesamten Europäischen Union.
belga/ok/pma