Nach Informationen der Zeitungen De Tijd und L'Echo hat Ethias den EU-Stresstest nicht bestanden. Und auch deswegen prüfe die Nationalbank nun auch schon mögliche neue Zukunftsszenarios.
Ethias hat anscheinend auch mit der allgemein schwierigen Marktsituation zu kämpfen. Im Moment sind die Zinsen buchstäblich im Keller. Und das macht es für Banken und auch für Versicherungsgesellschaften unheimlich schwer. Die Gewinnmargen sind ziemlich klein geworden.
Problematisch sind aber vor allem gewisse Anlageprodukte von Versicherungsgesellschaften. In der Vergangenheit wurden beispielsweise Lebensversicherungen verkauft, die eine lebenslange Mindestrendite versprochen haben. Bei Ethias waren das unter anderem die "First"-Produkte. Hier bekommt der Kunde garantiert rund drei Prozent. Bei den heutigen Zinsen ist das natürlich eine sehr lukrative Rendite. Allerdings schüren diese Produkte den Gesellschaften den Hals ziemlich zu. Nur eine Zahl: Man schätzt, dass sich die Gesamtsumme, die auf diesen sogenannten "First-Konten" liegt, immer noch auf 1,4 Milliarden Euro beläuft.
Nationalbank macht sich Sorgen
Die Nationalbank spielt die Rolle der Finanzaufsicht. Und man hat Ethias anscheinend auch schon auf die Finger geklopft. Die Nationalbank verlangte von Ethias einen detaillierten Plan, in dem Ethias aufzeigt, wie die Gesellschaft ihr Eigenkapital erhöhen will.
Das Eigenkapital war offensichtlich auch das Problem beim EU-Stresstest. Seit einigen Jahren werden ja EU-weit Stresstests durchgeführt, um zu überprüfen, wie krisenresistent die Banken und Versicherungsgesellschaften sind. Dabei werden extreme Marktschwankungen simuliert. Und nach Informationen von L'Echo und De Tijd ist es wohl so, dass Ethias einen Teil dieses Stresstests nicht bestanden hat.
Konkret geht es um den extremsten Prüfungsteil, wo das härteste Krisenszenario durchgespielt wird, sackte die Kapitalabdeckung von Ethias unter hundert Prozent. Heißt also: "nicht bestanden". Bei Ethias gibt es intern anscheinend die Schätzung, dass das Eigenkapital um bis zu 600 Millionen aufgestockt werden muss, damit die Gesellschaft wirklich krisensicher ist.
Belfius als möglicher Übernehmer
Als die frühere Dexia-Gruppe den Bach runter gegangen ist, hat der belgische Staat die belgische Dexia-Bank übernommen. Die heißt jetzt "Belfius" und gehört zu hundert Prozent dem belgischen Staat. Als wahrscheinlichstes Szenario gilt eine Übernahme von Ethias durch Belfius. Damit wären jedenfalls die Probleme in Sachen Kapitalabdeckung gelöst. Anscheinend hat Finanzminister Van Overtveldt die Nationalbank jedenfalls darum gebeten, diese Option prüfen zu lassen.
Die Belfius-Bank wäre, so heißt es, unglücklich darüber, Ethias zu übernehmen. Belfius wollte ohnehin seine Versicherungssparte ausbauen. Mit Ethias bekäme man dann gleich eine ganze Menge von Produkten und Kunden hinzu.
Ethias trennt sich von CEO
Bernard Thiry wird seinen Chefposten bei Ethias räumen. Ob es einen Zusammenhang zu den Fusionsgerüchten gibt, ist nicht klar, auszuschließen ist es jedenfalls nicht. Nähere Einzelheiten dazu wurden offiziell nicht bekanntgegeben.
Die sozialistische Gewerkschaft SetCa glaubt aber, dass Bernard Thiry' Abgang kein Zufall ist. Man habe das Haupthindernis mit Blick auf eine Übernahme durch Belfius aus dem Weg räumen wollen. Die Gewerkschaft befürchtet, dass eben eine mögliche Übernahme von Ethias zur Streichung von tausenden Arbeitsplätzen führen werde.
Roger Pint - Bild: Elisabeth Callens (belga)