"Wieso Pokemon? Jetzt werden Bücher gejagt!", hat sich wohl Aveline Grégoire gedacht. Die Schuldirektorin gründete eine Facebook-Gruppe mit dem Namen "Chasseurs de livres" (Bücherjäger).
Das Prinzip ist denkbar einfach. In jedem Bücherschrank gibt es doch bestimmt ein Buch, das man doppelt hat oder das man nicht mehr liest. Damit zieht man los, sagte Adeline Grégoire in der RTBF - "aber nicht vergessen, vorher sollte man es doch noch irgendwie wasserdicht verschließen, also in eine Tüte stecken und zukleben. Das mit dem Wetter in Belgien ist nunmal so eine Sache."
Man sucht einen Ort, wo man das Buch dann deponiert. Eine kleine Mitteilung für den Finder sollte man noch beilegen. Da gibt es einen Vordruck im Netz, man darf aber auch selbst ein paar Worte schreiben, nach dem Motto: "Dieses Buch wurde ausgesetzt, und wenn Sie es ausgelesen haben, entlassen Sie es bitte dann auch wieder in die Natur."
Aveline ist von Hause aus Lehrerin, genauer gesagt ist sie Schuldirektorin in Farciennes in der Nähe von Charleroi. Mit den Pokemon-Monstern, denen ihre Kinder hinterherhetzten, konnte sie nicht so viel anfangen, die Sache mit dem "Jagen" fand sie aber interessant. Dann, als sie die heimische Bibliothek aufräumte, kam ihr der Gedanke mit den Büchern.
Geocaching mit Büchern
Das sei so eine Art Geocaching: Die Leute, die ein Buch deponiert haben, geben dann auf der Seite ein paar Hinweise. Und wer gerade in der Nähe ist, macht sich auf die Suche. In der Regel posten die Leute auch ein Foto in die Facebook-Gruppe. Die Suchfunktion ermöglicht es dann, Bücher in seiner Umgebung zu finden. Wer z.B. "Eupen" eingibt, der fällt immerhin auf zwei Bücher, die vor einem Bekleidungsgeschäft hinterlegt wurden.
"Chasseurs de livres" wurde quasi über Nacht zu einem riesigen Erfolg. Gegründet hat Aveline die Facebook-Gruppe am 12. August, innerhalb von nicht mal drei Wochen hat sie schon fast 56.000 Mitglieder. Tendenz steigend. Ob sie damit gerechnet hat? "Überhaupt nicht", sagt Aveline Grégoire in der RTBF. "Unfassbar, wie schnell das Ganze gewachsen ist. Hoffentlich geht das so weiter."
Inzwischen sind sogar schon ausländische Medien auf die Geschichte aufmerksam geworden. Und es gibt auch schon erste Ableger. In Flandern gibt es etwa seit einigen Tagen die Gruppe "Boekenjagers". Wenn man sich ein bisschen auf "Chasseurs de livres" herumtreibt, dann findet man auch skurrile Einträge. Eine junge Frau etwa hat vor einigen Tagen ein Buch im IC-Zug Ostende-Eupen hinterlegt.
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rop/km - Bild: BRF