Eine Zeugin erklärt, sie sei buchstäblich aus dem Bett gefallen. Sie habe eine laute Explosion gehört, sagte sie in der RTBF. Sie habe dann gleich aus dem Fenster geguckt und eine Qualmwolke gesehen. Keine Flammen, deswegen habe sie an eine Gasexplosion gedacht. Und dann gab's nochmal kleinere Detonationen, fast wie Knallfrösche.
Die Rettungskräfte und auch die Polizei rückten gleich mit einem Großaufgebot an. Stundenlang knatterte ein Hubschrauber über dem Viertel. Ereignet hatte sich die Explosion im Institut für Kriminalistik und Kriminologie, einer Einrichtung der föderalen Polizei. Verletzt wurde niemand, das Gebäude war zum Tatzeitpunkt leer. Schnell zeigt sich: das war kein Unglück.
Am Morgen dann die offizielle Bestätigung: Wir gehen von einem kriminellen Hintergrund aus, sagte Ine Van Wymersch, Sprecherin der Brüsseler Staatsanwaltschaft. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass mehrere Täter den Brand gezielt gelegt haben.
Dabei sind die Täter fast schon buchstäblich mit der Brechstange vorgegangen. Die Staatsanwaltschaft hat zwar noch keine Angaben zur Vorgehensweise gemacht, Medieninformationen zufolge sollen die Unbekannten aber mit einem Fahrzeug mehrere Absperrungen durchbrochen haben. So gelangten sie auf das Gelände. Dann stiegen sie auf dieses Fahrzeug, um an ein Fenster zu gelangen. Dort schütteten sie dann anscheinend einen Brandbeschleuniger aus, den sie schließlich entzündeten. Das muss denn auch die von den Zeugen erwähnte Explosion verursacht haben, sagt Sprecherin Ine Van Wymersch. Eine Bombe im eigentlichen Sinne sei nicht verwendet worden.
Später steckten die Täter auch noch ihr Fahrzeug in Brand, wohl um Spuren zu verwischen.
Der Zeitpunkt -mitten in der Nacht, als niemand im Gebäude war- und auch die Vorgehensweise, das alles deutet nicht wirklich auf einen terroristischen Hintergrund hin. Und zunächst ermittele man auch nicht in diese Richtung.
Gezielte Brandstiftung also - mit der Betonung auf "gezielt". Das Institut für Kriminalistik und Kriminologie ist nämlich wohl nicht zufällig ausgewählt worden. Die Einrichtung ist quasi das Herzstück der wissenschaftlichen Polizeiarbeit in Belgien. Hier werden genetische Fingerabdrücke erstellt, hier werden auch die DNA-Profile von verurteilten Straftätern archiviert.
Bei der Tat war das Labor für DNA-Analysen schwer beschädigt worden.
Für die Staatsanwaltschaft und auch namhafte Experten besteht denn auch kaum Zweifel: Hier sollten Spuren vernichtet werden. Diese Überzeugung äußerte auch Philippe Boxho, Pathologe und Professor an der Uni Lüttich, in der RTBF. Diese Aktion ziele wohl darauf ab, eine strafrechtliche Untersuchung zu sabotieren, wenn nicht unmöglich zu machen, sagt der Experte.
Die Täter haben da offensichtlich "ganze Arbeit" geleistet. Die ersten Bilder, die durch die Sozialen Netzwerke geistern, zeigen durchaus schwere Beschädigungen an dem Gebäude. Ob und inwieweit sie wirklich den sensiblen Teil des Instituts für Kriminalistik und Kriminologie getroffen haben, ist noch nicht bekannt. Wenn dem so ist, dann haben sie wohl möglicherweise auch über Insiderwissen verfügt.
Im Umkreis des Tatortes waren schon in der Nacht zwei Verdächtige festgenommen worden. Die beiden hätten dort herumgelungert, sagt Ine Van Wymersch. Sie würden noch verhört, um zu klären, ob sie etwas mit dem Brand zu tun haben.
Am späten Montagvormittag wurde bekannt, dass fünf Verdächtige festgenommen worden seien. Sie wurden jedoch am Montagnachmittag wieder freigelassen.
Die Einrichtung war weder durch Wachmannschaften von Polizei oder Arme, sondern nur durch Bewachungskameras abgesichert.
rtbf/hln/cd - Bild: Thierry Roge (belga)