Strahlend blauer Himmel, eitel Sonnenschein, gute Laune - es ist, als wollte der Sommer noch schnell seinen ramponierten Ruf wieder aufpolieren. Bis zum Wochenende soll es so bleiben. Und die Hitzewelle ist jetzt auch gewissermaßen amtlich. Die Umwelt-Beobachtungsstelle "Celine" rief Hitze- und Warnstufe zwei aus. "Das passiert dann, wenn die Tageswerte im Schnitt über 30 Grad liegen und es nachts nicht kälter als 18 Grad wird. Und das an drei Tagen in Folge", sagt Philippe Maetz von Celine.
Erstmal denkt man nur an die knackigen Temperaturen: Tageswerte über 30 Grad, bis zum späten Abend kann man draußen sitzen. Wunderbar! Und so denken auch viele. Schon am Dienstag sind nach Schätzungen 150.000 Tagestouristen an die belgische Küste gefahren. Das dürfte am Mittwoch nicht anders sein. Am Wochenende werden sich sogar rund 300.000 in Richtung Meer aufmachen.
Doch nicht nur dort dürften sich viele die Hände reiben. Tonnenweise Eis wird in den nächsten Tagen über die Ladentheken gehen, es wird bombenvolle Terrassen geben und gute Laune überall. Oder fast überall, denn die strahlende Sonne wirft bekanntermaßen auch Schatten. Denn wir reden von einer "Warnstufe".
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Achten Sie auf Senioren und Kinder
"Warnstufe zwei bedeutet in der Praxis, dass allen voran Gesundheitseinrichtungen, aber auch Alten- und Pflegeheime oder Kinderkrippen offiziell benachrichtigt werden, dass eine Hitzewelle anrollt", sagt Philippe Maetz. "Und die werden dazu angehalten, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen."
Viele dieser besagten Einrichtungen haben freilich nicht auf die Mitteilung gewartet, um erste Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. "Wir haben die Temperaturen schrittweise gesenkt", sagte die Direktorin eines Alten- und Pflegeheims in der RTBF. "Man darf das nicht zu sprunghaft machen, weil ältere Menschen dann auch mal schnell kalt bekommen können."
Viele Gemeinden kümmern sich dabei auch um alleinstehenden Senioren. "Wir bieten an, dass von Zeit zu Zeit ein Stadtstewart vorbeischaut und nach dem Rechten sieht", erklärt etwa Philippe Jacquemyns, Schöffe in der Gemeinde Woluwé-Saint-Lambert.
Auf Senioren und auf Kinder muss in diesen Sommertagen besonders geachtet werden. "Lassen Sie ihr Kind unter keinen Umständen alleine im Auto", warnte nochmal Ine Tassignon vom flämischen Roten Kreuz. "Innerhalb von zehn Minuten kann sich ein Auto schon um zehn Grad aufheizen. Und wenn man wider Erwarten länger weg bleibt, dann wird das ganz schnell zum Problem."
Ausreichend trinken ... und keinen Alkohol
Doch sollte natürlich jeder – egal wie alt – im Augenblick eine Reihe von Grundregeln beachten: "Ausreichend trinken, auch schonmal Schatten suchen, und vor allem: während des Tages unnötige Anstrengungen vermeiden", sagte Joris Moonens vom flämischen Gesundheitsdienst in der VRT.
Für manche Leute ist es schwer, all diese Regeln einzuhalten, nämlich dann, wenn es berufsbedingt nicht anders geht. Menschen, die im Freien arbeiten, haben es im Moment nicht leicht. "Wir haben aber die Arbeitgeber dazu angehalten, Vorsichtsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter zu ergreifen", sagt Jean-Pierre Waeytens von Verband der Bauunternehmen. "Zusätzliche Getränke und Sonnencreme. Man hat auch die Möglichkeit, die Arbeiten schon früher am Morgen beginnen zu lassen."
Eins muss man noch klarstellen: "Ausreichend trinken, damit ist nicht Alkohol gemeint", sagt die Ernährungswissenschaftlerin Valentine Verdin. "Im Gegenteil: Wer Alkohol trinkt, der muss häufiger aufs Klo. Ein paar Bierchen wirken da also eher kontraproduktiv." Diese Litanei von guten Ratschlägen sollte jetzt aber niemandem den Spaß vermiesen. In erster Linie sollte man das Sommerwetter natürlich genießen, eben nur mit Maß.
Roger Pint - Bild: Matthieu Alexandre/AFP