Süß und verlockend soll es klingen: der Schulanfang steht vor der Tür. Spätestens die Werbung erinnert uns daran, mit all den tollen Angeboten, die es extra nur zum Schulbeginn jetzt gibt. Tolle Hefte hier, farbige Stifte dort, das alles für nur wenig Geld.
Wirklich für nur wenig Geld? Schon möglich. Doch auf das ganze Jahr berechnet kostet die Schule Eltern ziemlich viel Geld. Das findet zumindest der Bund der Familien, La Ligue des Familles. Er hat jetzt Zahlen vorgelegt. Im Schnitt kostet demnach ein Schuljahr pro Kind 1.000 Euro.
Je älter desto teurer
Dabei gibt es natürlich Unterschiede, abhängig von der Schulform. Am wenigsten bezahlen Eltern für ein Kind im Kindergarten. 280 Euro geben Eltern für ein Kindergartenjahr aus. Der höchste Kostenfaktor ist das warme Mittagessen.
Schon in der Primarschule wird dann mit 1.000 Euro alles teurer. In der Sekundarschule steigen die Kosten auf 1.550 Euro. Ganze 2.300 Euro sind es sogar für die technischen und berufsbildenden Zweige der Sekundarschule.
Liegt letzteres vor allem an den Materialien, die sich die Schüler zur Ausübung ihres Berufes zulegen müssen, so schlagen in Primar- und Sekundarschule besonders die Ausflüge zu Buche. Jedes vierte Kind bezahlt mehr als 1000 Euro im Jahr für Schulausflüge. Zu viel, meint François Bertrand vom Bund der Familien. Der Bund der Familien, so sagt es Bertrand, sei vollkommen damit einverstanden, dass Schulausflüge wichtig sind. Sie tragen zur Entwicklung der Kinder bei. Aber was wir als Bund verlangen, ist, dass alle Eltern diese Ausflüge auch bezahlen können.
Verbotene Kosten
Und noch ein Bereich ist dem Bund der Familien ein Dorn im Auge: die sogenannten versteckten Kosten. Das sind Kosten, die die Schulen den Eltern in Rechnung stellen, obwohl sie das gar nicht dürften.
Delphine Chabbert vom Bund der Familien gibt Beispiele, was solche versteckten Kosten sind: das Schultagebuch, die Lehrbücher, das Zeugnis. Da habe es tatsächlich Beispiele gegeben, wo Eltern für das Zeugnis der Kinder bezahlen mussten. Gerade das sei nicht zu akzeptieren. Seit Jahren sei bekannt, dass solche Praktiken nicht erlaubt seien. Das Problem, so Chabbert, sei jedoch, dass viele Eltern nicht wüssten, dass sie oft zu Unrecht von den Schulen zur Kasse gebeten werden.
Mit der Veröffentlichung seiner Zahlen verfolgt der Bund der Familien natürlich auch ein Ziel. Er möchte, dass die Schule nichts mehr kostet. Dass Familien kein Geld mehr ausgeben müssen, wenn ihre Kinder der gesetzlichen Pflicht nachkommen, in die Schule zu gehen.
Mehrere Vorschläge hat der Bund der Familien formuliert, wie der Besuch der Schulen schrittweise kostenlos gestaltet werden könnte. An die Fédération Wallonie-Bruxelles hat der Bund diese Vorschläge geschickt. Bei vorhandenem Willen der Politiker wäre es jetzt an ihnen, diese oder ähnliche Vorschläge aufzugreifen.
Kay Wagner - Bild: BRF