17. August 1996 - Eigentlich herrscht zu diesem Zeitpunkt noch Erleichterung vor. Gerade einmal zwei Tage zuvor hatte man die beiden entführten Mädchen Sabine Daerden und Laetitia Delhez aus einem Keller von Marc Dutroux lebend befreit. Die Bilder der weinenden Kinder, die Freudentränen der Eltern buchstäblich auf allen Kanälen.
Und dann, der Horror: Im Garten eines anderen Hauses von Marc Dutroux, in Sars-la-Buissière bei Charleroi, rücken Bagger an. Dutroux hat den Fahndern den Ort gezeigt, wo sie graben müssen. Und dort findet man an eben diesem 17. August die Leichen von Julie Lejeune und Melissa Russo.
Die beiden achtjährigen Mädchen wurden seit mehr als einem Jahr vermisst. Ihr Foto kannte jeder, da ihre Eltern wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt hatten, um die Mädchen zu finden.
Wenig später, am 3. September 1996, gab es einen neuen, grausigen Fund: In Jumet werden die Leichen von An und Eefje ausgegraben - nach den beiden Teenagern wurde auch schon seit mehr als einem Jahr gesucht.
In der Folge kam eine unfassbare Serie von Ermittlungspannen ans Licht. Auf die Bestürzung folgte die Empörung. Am 20. Oktober machen hunderttausende Menschen beim Weißen Marsch ihrem Ärger Luft. Die Dutroux-Affäre blieb nicht ohne Folgen: Unter anderem wurden Polizei und Justiz einer tiefgreifenden Reform unterzogen.
Carine Russo, die Mutter der entführten und ermordeten Melissa, veröffentlicht am Mittwoch ein Buch, in dem sie die 14 Monate der Ungewissheit nach der Entführung ihrer Tochter nachzeichnet.
Roger Pint - Archivbild: Julie Warnand/BELGA