Das Studienzentrum für Kernenergie in Mol (Provinz Antwerpen) soll in Kürze knapp 150 Kilo hochangereichertes Uran geliefert bekommen. In dem Forschungsreaktor werden unter anderem Isotope hergestellt, die an Krankenhäuser in der ganzen Welt geliefert werden. Aus dem hochangereicherten Uran könnte man aber auch eine sogenannte "schmutzige" radioaktive Bombe bauen. Und genau da liegt das Problem.
Für Alan J. Kuperman von der Universität Texas ist der Reaktor in Mol nicht gut genug gesichert. Erst vor einigen Monaten hatten belgische Ermittler herausgefunden, dass Mitglieder der Pariser Terrorzelle das Wohnhaus des Leiters des Forschungszentrums von Mol wochenlang per Video überwacht hatten. "An ein solches Institut, das im Visier von IS-Terroristen war, sollten wir kein waffenfähiges Uran mehr liefern", fordert der amerikanische Professor.
Die US-Aufsichtsbehörde hat er jetzt sogar gebeten, eine Ausfuhr-Sperre zu erteilen. Stattdessen sollte das Forschungszentrum in Mol mit niedrigangereichertem und nicht waffenfähigem Uran beliefert werden. "Man sollte den Meiler von Mol so umbauen, dass der wesentlich ungefährlichere radioaktive Rohstoff dort verarbeitet werden kann", fordert Professor Krugman, der jetzt erneut eine Petition für einen Lieferstopp gestartet hat.
Das hat zur Folge, dass die amerikanischen Behörden den Ausfuhrantrag erneut prüfen und es zu Verzögerungen bei der Lieferung kommen könnte. In Mol werden rund zwei Drittel der Isotope hergestellt, die weltweit unter anderem in medizinischen Geräten in Krankenhäusern eingesetzt werden.
Der belgische Atom-Experte Damien Ernst von der Universität Lüttich relativiert die Sorgen aus den USA. Erstens stehe jetzt auch das Forschungszentrum von Mol unter ständigem Militärschutz. Und zweitens könne das hochangereicherte Uran nicht einfach so gestohlen werden.
"Es ist nicht so, als könnten hier zwei Typen mit einem Lieferwagen aufkreuzen, das radioaktive Material aufladen und dann verschwinden", gibt Damien Ernst von der ULg zu bedenken. "Das hochangereicherte Uran wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen im Reaktor gelagert. Für den Diebstahl radioaktiver Stoffe ist besonders viel Fachwissen gefragt."
Alain Kniebs - Bild: Yorick Jansens/Belga