Vertreter der Regierung und der Justiz sowie Spitzenpolitiker der Parteien haben sich entsetzt und schockiert über den Doppelmord geäußert.
Justizminister De Clerck sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Dass eine Richterin und ein Gerichtsbeamter mitten im Gerichtssaal das Opfer einer Gewalttat geworden seien, sei absolut inakzeptabel, sagte er.
Den Vorwurf mangelhafter Sicherheitsvorkehrungen wies er jedoch zurück: An der Sicherheit in den Strafgerichten werde ja gearbeitet. Im vorliegenden Fall handele es sich aber um ein Friedensgericht. Und es sei in der Natur der Friedensgerichte, dass die Nähe zum Bürger gegeben sein müsse. Er werde in dieser Sache aber den Dialog mit den Magistraten suchen, denn klar sei auch: nicht wenige würden jetzt von Angst verfolgt, wenn sie in ihrem Gerichtssaal Platz nähmen.
Richterin und Gerichtsschreiber erschossen
Abgespielt hatte sich das Drama am späten Vormittag gegen 11:15 in einem Brüsseler Friedensgericht in direkter Nachbarschaft des Justizgebäudes an der Place Poelart. Um 11:23 ging die Information über Schüsse während einer Verhandlung im Friedensgericht bei der Polizei ein. Die schickte sofort Einsatzkräfte in das Gerichtsgebäude, der Tatort wurde gesichert.
Was den Tathergang angeht, so war der Täter wohl eine ganze Weile im Gerichtssaal anwesend. Kurz vor Ende der Verhandlungen stand er auf, zückte eine Schusswaffe und erschoss kaltblütig die Richterin und ihren Mitarbeiter.
Der Täter flüchtete aus dem Gerichtsgebäude und wurde von mehreren Zeugen verfolgt. Das waren Anwälte, die ebenfalls im Gerichtssaal zur Tatzeit anwesend waren. Die konnte der Todesschütze aber abschütteln, nach ihm wird jetzt gefahndet. Die Polizei kündigte an, ein Phantombild des Täters anzufertigen und zu veröffentlichen.
Es ist das erste Mal, dass in Belgien während einer Verhandlung ein Richter im Gerichtssaal erschossen wird.
Bild: belga