800 Aussteller und mehr als 200.000 Besucher: Die Landwirtschaftsmesse von Libramont ist eine Veranstaltung der Superlative. Alles, was mit den Bereichen Land- und Forstwirtschaft zu tun hat sowohl mit Maschinen als auch mit Tieren und Zucht, ist hier vertreten. Das Hauptthema in diesem Jahr: die miserable Lage vieler Bauern. „Unsere Landwirte sind in Gefahr. Es ist unsere Pflicht, als Messe von Libramont darauf öffentlichkeitswirksam hinzuweisen“, so der Messe-Verantwortliche Benoît Coppé.
Wütende Bauern aus der ganzen Wallonie, darunter Mitglieder der Milcherzeugerinteressengemeinschaft MIG, hatten am Vormittag einige Kreuzungen in der Provinz Luxemburg sowie Zufahrten zum Messegelände in Libramont blockiert. Sie verteilten Handzettel an die Autofahrer, um auf ihre missliche Lage aufmerksam zu machen. Denn für den Liter Milch erhalten sie nur noch 20 Cent – fast ein Drittel weniger als letztes Jahr.
„Um die steigenden Produktionskosten decken zu können, bräuchten wir mindestens 30 Cent pro Liter “, sagt Guy Franck von der MIG. Um von der Milcherzeugung leben zu können, wären mindestens 40 Cent pro Liter nötig. Merke: Den Bauern fehlen bis zu 20 Cent pro Liter Milch.
Dass die Lage so nicht mehr lange zu halten ist, weiß auch die Politik. Der föderale Landwirtschaftsminister Willy Borsus (MR) plädiert für eine Mengenregulierung im Krisenfall. Diese Position vertreten aber zu wenige EU-Staaten. Die Folge: Die Kommission mache zwar Geld für Hilfsmaßnahmen locker, aber zu wenig, so Borsus. Man müsse umfangreiche Reformen auf den Weg bringen. Es seien Strukturen nötig, um die Auswüchse der Märkte abzufedern. Gemeinsam mit der EU verspricht der Minister den belgischen Landwirten aber Hilfsmaßnahmen in Höhe von 13 Millionen Euro. Hauptsächlich in Form von Steuererleichterungen.
Der wallonische Landwirtschaftsminister schiebt den Schwarzen Peter ebenfalls der Europäischen Union zu. Die EU müsse die Mitgliedsstaaten dazu verpflichten, die Milchmenge zu drosseln. Ansonsten sei der derzeitige Preisverfall nicht mehr in den Griff zu bekommen, warnt René Collin (CDH). Zusätzlich könnte man auf einen freien Lieferverzicht der Landwirte setzen.
Das Fazit der Milchbauern: Viele schöne Reden, aber wenig Konkretes, das sie kurzfristig entlasten könnte. Aus einer Studie der CBC-Bank geht hervor, dass vor allem wallonische Bauern zu wenig auf moderne Technik setzen. Die neuen Maschinen sind alle auf der Landwirtschaftsmesse von Libramont zu bestaunen – und zwar noch bis einschließlich Montag.
AKn - Bild: Anthony Dehez (belga)