Im vergangenen Jahr sind bei den belgischen Einwanderungsbehörden 38.900 Asylanträge gestellt worden. Und das habe sich auf einige, wenige Monate konzentriert, sagt François De Smet, Direktor des föderalen Migrationszentrums Myria. Ein Großteil dieser Menschen ist im zweiten Halbjahr 2015 in Belgien angekommen, allein 6.000 im September. Inzwischen habe sich die Lage wieder "normalisiert".
Aber, so unterstreicht François De Smet: 38.900 Asylanträge, das ist nicht der Rekord. Im Jahr 2000 waren es sogar 46.000 Gesuche auf Bleiberecht, die in Belgien registriert wurden. Damals, vor rund 16 Jahren, waren es die diversen Balkankonflikte, die die Flüchtlinge nach Westeuropa gespült hatten. Hier ging es um Menschen vieler Nationalitäten - viele von ihnen hätten späterhin auch kein unbefristetes Bleiberecht bekommen.
Jetzt sei das etwas anders: Sieben von zehn Flüchtlingen, die 2015 nach Belgien gekommen sind, waren Syrer, Iraker oder Afghanen. Und bei diesen Menschen liege die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass ihr Asylantrag angenommen wird. Ob all diese Menschen am Ende ein unbefristetes Bleiberecht bekommen werden, das sei auch davon abhängig, wie sich die Situation in ihrem Heimatland entwickelt, sagt François De Smet. Dabei dürfe man auch nicht unterschätzen, wie viele dieser Leute im Grunde nur auf den richtigen Zeitpunkt warten, um wieder in ihre Heimat zurückzukehren.
38.900 Menschen, die innerhalb von ein paar Monaten beim Ausländeramt anklopfen, das war, wie sich jeder erinnert, doch kein Pappenstiel. Die Behörden hatten das teilweise auf dem falschen Fuß erwischt.In den ersten Monaten des Jahres hatte die Regierung ja noch einige Auffangplätze geschlossen. Und doch müsse man zugeben, dass die Regierung die Krise relativ gut gemanagt habe, sagt der Direktor des Migrationszentrums. Innerhalb von kürzester Zeit habe man - auch mithilfe von privaten Partnern - 30.000 Auffangplätze einrichten können. Da könne man der Regierung nur den Hut ziehen.
Und doch sei nicht alles perfekt gewesen, sagt der Myria-Chef. Man erinnert sich an das provisorische Zeltlager im Maximilian-Park am Brüsseler Nordbahnhof. Das war entstanden, weil das Ausländeramt beschlossen hatte, nicht mehr als eine gewisse Anzahl Asylanträge pro Tag anzunehmen. Das sei so nicht in Ordnung gewesen. Die Regierung habe hier augenscheinlich ein Signal an die Außenwelt senden wollen, nach dem Motto: "Kommt nicht nach Belgien". Aber, egal, was dahinter steckte: Eine solche Situation gelte es in Zukunft zu vermeiden, fordert Myria.
Roger Pint - Bild: Benoit Doppagne/BELGA