Mit den großen Tönen, die Geert Bourgeois am Sonntag im flämischen Fernsehen "gespuckt" hat, dürfte er sich ein Eigentor geschossen haben. Bei VTM erklärte er folgendes: Die Sprachengrenze sei zu einer "Streikgrenze" geworden. Das hätten die letzten Arbeitsausstände der Gefängniswärter und bei der Bahn deutlich gemacht. Die Flamen spuckten darauf, sagte der N-VA-Politiker. Will heißen: Sie spucken auf die Wallonen…
Bourgeois‘ Worte sind nicht unbemerkt geblieben. Die Opposition wirft ihm vor, nicht mehr der Ministerpräsident aller Flamen zu sein und das Land weiter zu spalten. Und auch die Koalitionspartner CD&V und OpenVLD gehen auf Distanz. "Wir spucken nicht auf Menschen. Auch nicht auf Politiker in der Wallonie, mit deren Entscheidungen wir nicht einverstanden sind", sagte etwa die flämische CD&V-Ministerin Hilde Crevits. Mit seinen umstrittenen Parolen habe Bourgeois sich auf das Niveau von Populisten wie Trump und Farage herabgelassen, wetterte ein anderer Christdemokrat.
Auch viele Spitzenpolitiker kommentierten die Äußerung, darunter auch Premierminister Charles Michel und Vizepremier Kris Peeters. Michel meinte, was Bourgeois gesagt habe, passe nicht zum Sprachgebrauch eines Ministerpräsidenten. Ähnlich äußerte sich auch Peeters. Es stimme nicht, dass die Sprachengrenze mittlerweile eine Streikgrenze sei, fügte er hinzu. In der Wallonie gebe es inzwischen auch viele, die lieber arbeiteten als zu streiken.
Anlässlich des heutigen Tags der Flämischen Gemeinschaft hatte Bourgeois die Gemeinschaftspolitik wieder aufs Tapet gebracht. Für die Wahlen 2019 fordert er eine umfangreiche Verfassungsreform, damit Flandern mehr Zuständigkeiten erhält.
Bourgeois selbst ist mittlerweile um Schadensbegrenzung bemüht und will die Aufregung um seine Spuck-Äußerung gerne beenden. Es sei irre zu glauben, er würde auf Menschen spucken, sagte er am Montag. Zu Beginn der Feierstunde im Brüsseler Rathaus aus Anlass des Feiertages der Flämischen Gemeinschaft sagte er, es sei wohl inzwischen genug über diesen einen kleinen Satz geredet worden. Er wiederholte noch einmal, dass er mit der Äußerung sagen wollte, dass die Flamen genug hätten von den ideologisch inspierierten Streiks aus dem wallonischen Landesteil und lieber arbeiten wollten.
vrt/belga/akn/sh - Bild: Nicolas Maetelinck/BELGA