Gerade erst hatte sich die Liste der inhaftierten mutmaßlichen Komplizen der Attentäter von Paris und Brüssel verlängert, da gibt es offenbar eine neue Terrorzelle. Und die scheint anch ersten Informationen weit verzweigt zu sein. Die Polizei- und Justizbehörden haben jedenfalls in der Nacht zum Samstag die wohl größte Anti-Terror-Razzia seit den Anschlägen vom 22. März durchgeführt. Rund 40 Hausdurchsuchungen in 16 Gemeinden, die meisten davon im Großraum Brüssel, unter anderem in den Gemeinden Molenbeek, Schaerbeek, Koekelberg, Anderlecht und Forest; Razzien gab es aber auch etwa in den flämischen Gemeinden Zaventem und Ninove, sowie in Tubize und Lüttich in der Wallonie.
Der Einsatz verlief ohne größere Zwischenfälle. Die Polizei verhörte 40 Personen, zwölf von ihnen sind immer noch in Polizeigewahrsam. Sie werden im Laufe des Tages vor dem Untersuchungsrichter erscheinen. Zur Identität der Personen gab es bislang keine Angaben. Bei der Razzia wurden unter anderem auch 150 Garagenboxen durchsucht.
Schon seit längerer Zeit waren Terrorverdächtige unter Beobachtung. Sie sollen konkrete Anschlagspläne gehabt haben. Die föderale Staatsanwaltschaft erklärte, ein sofortiges Eingreifen sei notwendig gewesen. Zur Identität der Verdächtigen wollte die Staatsanwaltschaft keine Angaben machen, auch nicht zu den Dingen, die beschlagnahmt worden sind. Waffen und Sprengstoff wurden allerdings nicht gefunden.
Der VRT zufolge sollen unter den Verdächtigen auch Bekannte der Terroristen Mohamed Abrini und der Brüder El Bakraoui sein. Die neue Terrorzelle soll aber keine direkte Verbindung zu den Anschlägen vom 22. März haben.
Premierminister Michel: Terrorwarnstufe wird nicht angehoben
Nach der Anti-Terror-Operation in der Nacht zum Samstag bleibt die Terrorwarnstufe 3 in Kraft. Das hat Premierminister Charles Michel nach einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrates am Samstagmittag am Sitz des Premierministers erklärt. Michel fügte hinzu, alle geplanten Veranstaltungen würden wie vorgesehen stattfinden. Es würden jedoch zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Ausdrücklich lobte der Regierungschef die Arbeit der Polizei und Justiz und rief die Bevölkerung dazu auf, Ruhe zu bewahren.
Informationen, wonach die Mitglieder der Terrorzelle am Samstagnachmittag während des Spiels der Roten Teufel gegen Irland zuschlagen wollten, wurden bisher nicht bestätigt. Verschiedene Quellen berichten, Ziel sei die Fanmeile an der Brüsseler Place Rogier gewesen, wo die Begegnung auf Großbildschirm gezeigt wird.
rtbf/vrt/est/mh/rop - Archivbild: Bruno Fahy/BELGA