Der 22. März 2016 ist auch für den Brussels Airport ein Tag, den man nicht so schnell vergessen wird. Mal ganz abgesehen von allem menschlichen Leid legten die beiden Bombenexplosionen die Abflughalle buchstäblich in Trümmer. Zwar hatte man vergleichsweise schnell Behelfslösungen geschaffen. Die Abflughalle konnte quasi in Rekordzeit wiedereröffnet werden. Nur brauchte es naturgemäß Zeit, ehe man wieder die "normale" Kapazität erreichen konnte. Dass das den Brussels Airport Passagiere gekostet hat, das war klar. Nur beziffern konnte man die Einbußen bislang noch nicht.
"Wir haben jetzt aber mal eine erste Schätzung gemacht", sagte Arnaud Feist, Geschäftsführer des Brussels Airport, am Freitag. Demnach wird der Flughafen am Ende des Jahres zwischen 21 und 22 Millionen Passagiere abgewickelt haben - das wäre -über den Daumen gepeilt - zehn Prozent weniger als 2015. Konkret wäre das ein Minus von um die zwei Millionen Passagiere. Für den Standort Zaventem ist das umso bedauerlicher, als es gerade in den letzten Jahren eigentlich stetig bergauf gegangen war. 2015 hatte man erstmals wieder mehr Passagiere abgewickelt als im Jahr 2000, dem Jahr vor der Sabena-Pleite: 23,5 Millionen Fluggäste, Platz 16 in der Rangliste der größten Flughäfen Europas.
Diesen Weg nach oben, den will man jetzt so schnell wie möglich wieder finden, sagt Brussels-Airport-Chef Arnaud Feist. Angepeilt ist, dass der Flughafen schon im kommenden Jahr wieder die normale Kapazität von 23 bis 24 Millionen Passagieren erreicht. Das allerdings ist leichter gesagt, als getan. Nicht nur die Anschläge haben Brüssel und auch dem Landesflughafen einen gehörigen Imageschaden zugefügt. Im Fall des Brussels Airport gab es auch danach noch eine Reihe von nicht immer guten Nachrichten: Dazu gehörten zunächst die endlos langen Warteschlangen in der ersten Zeit nach der Wiedereröffnung, wo Leute manchmal drei Stunden brauchten, um vom Parkplatz an ihren Flugsteig zu gelangen. Jetzt schafft man das mitunter wieder in 45 Minuten oder oft gar in einer halben Stunde, unterstreicht Arnaud Feist. Diese Probleme gehören eindeutig der Vergangenheit an.
Diverse Streikaktionen
Für Negativwerbung sorgten aber auch diverse Streikaktionen. Ausgerechnet am Freitag, wo man doch seine Jahresbilanz 2015 und die Aussichten für die Zukunft präsentieren wollte, gab es wieder eine Protestaktion. Diesmal waren es die Mitarbeiter des Gepäckabfertigungsunternehmens Swissport, die die Arbeit niederlegten. Der Streik sorgte für empfindliche Verzögerungen bei der Abwicklung der Fluggäste. Einige Maschinen sind sogar ohne Gepäck abgeflogen. "Wir können derlei Aktionen nur bedauern", sagt Flughafendirektor Arnaud Feist. "Wir können nur alle Beteiligten in dem Sozialkonflikt dringend dazu aufrufen, sich schnell zu einigen, um einen weiteren Imageschaden weitgehend in Grenzen zu halten."
Aktionen wie der Streik von Freitagmorgen tragen sicherlich nicht dazu bei, dass der Brussels Airport wieder auf die Beine kommt, beklagt Arnaud Feist. Zumal jetzt die wirklich entscheidende Periode des Jahres ansteht: in wenigen Tagen beginnt die Urlaubssaison. "Doch wir sind bereit", verspricht der Brussels Airport-Chef: Alle Mitarbeiter sind an Bord, um den Fluggästen ihre Abreise so angenehm wie möglich zu gestalten
Streik bei Gepäckabfertigung am Brussels Airport
Roger Pint - Bild: Benoit Doppagne/BELGA