"Neue Terrorbedrohung", titelt Het Nieuwsblad. "Angst vor neuen Anschlägen - auch in Belgien", schreibt La Dernière Heure. "Brüsseler Polizisten sollen Dienstwaffe mit nach Hause nehmen", meldet Het Laatste Nieuws.
Der Aufruf der Terrorgruppe IS, während des muslimischen Fastenmonats Ramadan Anschläge in Europa zu verüben, hat die Sicherheitsbehörden in Alarmbereitschaft versetzt. Auch in Belgien, weil die Geheimdienste von drei möglichen Terrorzielen erfahren haben wollen. Besonders gefährdet sollen ein großes Brüsseler Einkaufszentrum, eine Filiale einer amerikanischen Fastfood-Kette sowie Polizeiwachen sein. Um sich im Ernstfall besser schützen und verteidigen zu können, wurden die Brüsseler Polizeibeamten aufgefordert, ihre Dienstwaffen mit nach Hause zu nehmen.
Orlando und Paris: Dauerpropaganda des IS zeigt Wirkung
Nach dem Blutbad von Orlando und den Polizistenmorden nahe Paris meint De Morgen: In beiden Fällen waren die Täter polizeibekannt, trotzdem konnten sie Massaker anrichten. Die Fähigkeit der Geheimdienste, selbst in den USA, solche Attacken im Vorfeld zu vereiteln, stößt an ihre Grenzen, stellt Le Soir fest. Außerdem wächst die Angst vor Angriffen durch sogenannte "einsame Wölfe".
De Standaard hält fest: Die Terrorgruppe IS muss gar nicht mehr selber aktiv werden, sie kann sich zurücklehnen und andere in ihrem Namen morden lassen. Beispiel Orlando und Paris: Beide Attentäter berufen sich auf den IS, vermutlich ohne direkte Anweisung aus Syrien oder dem Irak. Die Dauerbeschallung mit islamistischer Propaganda hat gereicht, um diese Menschen zu fanatisieren und zur Waffe greifen zu lassen. Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Vor dieser Gefahr können wir uns kaum noch schützen.
Desillusionierte Lampiris-Kunden
"Energieversorger Lampiris wird von Total aufgekauft", titelt die Wirtschaftszeitung L'Echo. Damit will Total seinen Anteil an erneuerbaren Energien erhöhen. Le Soir konstatiert: Der grüne, belgische Stromerzeuger - ein Mittelstandunternehmen aus Lüttich - wird von einem französischen Ölkonzern geschluckt. Einige der rund 800.000 Kunden sind bitter enttäuscht. Auch das Blatt findet, dass Lampiris seine Seele verkauft.
Dass die beiden Lütticher Bosse aus ihrem unternehmerischen Risiko Kapital schlagen wollen, ist nachvollziehbar. Aber muss die Firma denn ausgerechnet an einen französischen Ölmulti verschachert werden? Schon wieder wird ein belgischer Energieversorger verkauft. Das hat einen mehr als bitteren Beigeschmack, gerade angesichts der schlechten Erfahrungen mit Electrabels Übernahme durch Engie.
Gazet van Antwerpen tun die Franzosen leid. Erst haben sie sich auf eine schöne Fußball-Europameisterschaft gefreut, jetzt wird sie überschattet von Terror, gewalttätigen Demos gegen die Arbeitsmarktreform der Regierung und den brutalen Ausschreitungen russischer Hooligans. Die Zeitung hofft, dass die EM trotzdem noch zu einem großen Fußballfest wird - auch für unsere Roten Teufel.
Von zu wenig Kampfgeist und der Notwendigkeit von Erfolgswillen
Zwei Tage nach der 0:2-Niederlage gegen Italien fragt sich L'Avenir auf seiner Titelseite: "Was ist das Problem der belgischen Nationalmannschaft?" Trainer Marc Wilmots, der heftig in der Kritik steht, weist jegliche Schuld von sich und wirft seinen Spielern vor, nicht genug Kampfgeist an den Tag gelegt zu haben.
Über die Vorwürfe, dass Wilmots Taktikdefizite habe, kann der Trainer nur lachen. "Wir aber nicht!", kontert La Dernière Heure. Wenn die Roten Teufel am Montag gegen die Squadra Azzurra nicht aggressiv genug waren, dann ist das auch die Schuld von Marc Wilmots, der im Vorfeld der Begegnung offenbar nicht die richtigen Worte für seine Spieler gefunden hat. Es wird höchste Zeit, dass auch er sich Fragen stellt.
Het Nieuwsblad dagegen nimmt Wilmots in Schutz. Wir haben zwar gute Spieler, aber derzeit kein gutes Team. Auf dem Platz muss jetzt einer das Ruder übernehmen, der sich nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit der Mannschaft als Ganzem beschäftigt - genau wie damals Stürmer Marc Wilmots unter Trainer Robert Waseige. Es wird Zeit, dass ein Vermaelen, ein Vertonghen oder ein Courtois diese Rolle auf dem Platz übernehmen und dem Trainer den Rücken stärken - ansonsten wird das nichts mehr mit dieser EM.
Het Laatste Nieuws findet: Die Roten Teufel haben das gleiche Problem wie Belgiens Politik: Sie trauen sich nicht. Erst, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen, fangen wir an zu handeln. Siehe zum Beispiel die dringend notwendigen Wirtschafts- und Rentenreformen, die auch erst kurz vor knapp in Angriff genommen wurden.
Premier Michel sollte sich ein Beispiel an Wilfried Martens und Jean-Luc Dehaene nehmen, die schmerzhafte Maßnahmen wie die Abwertung des belgischen Franken ergriffen haben, um das Land wirtschaftlich wieder auf die Beine zu bringen, meint Het Belang van Limburg. Ob Politik oder Rote Teufel: Nur mit dem Willen zum Erfolg kann man auch Erfolg haben!
Alain Kniebs - Archivbild: Hatim Kaghat (belga)