"Homo-Hasser tötet 50 Menschen", titelt Het Belang van Limburg. "Die Homo-Gemeinschaft ist geschockt nach dem Blutbad in Florida", so die Schlagzeile von Gazet van Antwerpen. Samstagnacht hat ein 29-jähriger Mann in einem Nachtklub in Orlando im US-Bundesstaat Florida um sich geschossen. Die Bar "Pulse" war unter Homosexuellen sehr beliebt.
"Massenmord, weil er sah, wie sich zwei Männer küssten", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. Das sagt zumindest der Vater des afghanisch-stämmigen Omar Mateen. Sein Sohn habe einen großen Hass auf Homosexuelle empfunden. Kürzlich sei er richtig wütend geworden, eben als er zwei Männer beim Küssen beobachtet habe. Das mag wohl der Auslöser für seine Wahnsinnstat gewesen sein.
Für La Libre Belgique hat Omar Mateen indes im Auftrag gehandelt: "IS tötet 50 Menschen auf amerikanischem Boden", so die Schlagzeile auf Seite eins. Und "es ist die schlimmste Schießerei in der Geschichte der Vereinigten Staaten", notiert Le Soir.
Anschlag in Orlando – Gottesgeschenk für Trump
"Welche Folgen wird das Attentat auf die Präsidentschaftswahl in den USA haben?", das ist jetzt natürlich die Frage aller Fragen. "Trump schlachtet das Blutbad aus", schreibt De Standaard auf Seite eins. Der republikanische Präsidentschaftskandidat sieht jedenfalls mit einem Mal all seine Thesen über den Islam bestätigt. "Der Anschlag von Orlando spaltet die USA mehr denn je", stellt denn auch De Morgen fest.
Ein Terroranschlag mitten im Wahlkampf, das ist immer ein explosives Thema, meint das Blatt in seinem Leitartikel. Im vorliegenden Fall ist das aber besonders schlimm. Da ist mit Donald Trump ein Mann im Rennen, der eben nicht für seine Weisheit und Mäßigung bekannt ist, sondern der eher als Hassprediger durchgeht. Schon in den ersten Stunden nach der Attacke von Orlando startete Trump eine Offensive gegen die demokratische Gegenspielerin Hillary Clinton und auch Amtsinhaber Barack Obama, die er beide für zu weich hält.
Hoffentlich macht Clinton nicht denselben Fehler, den man schon auch in anderen Ländern beobachten konnte: Wer glaubt, punkten zu können, indem er die radikalen Standpunkte seiner Gegner übernimmt, der wird in der Regel vom Wähler dafür bestraft. Und dann würde die Wahrscheinlichkeit größer, dass dank IS am Ende ein gefährlicher Populist zum nächsten US-Präsidenten wird.
Der Anschlag ist ein Gottesgeschenk für Donald Trump, glaubt auch Het Laatste Nieuws. Weil der Täter afghanische Wurzeln hat, kann der Milliardär seinen Kreuzzug gegen die Moslems nach Herzenslust fortsetzen. So verkommt ein menschliches Drama zu einem simplen Wahlkampfthema. Und das schafft den idealen Nährboden für neue Anschläge. Waffen gibt es ja genug in den USA, frei verkäuflich. Und daran wird sich wohl nichts ändern.
Wieder Attacke gegen die Freiheit
Der Anschlag von Orlando ist nicht nur der 11. September für die Homo-Gemeinschaft, hier war einmal mehr die Freiheit insgesamt im Visier der Fanatiker, ist Het Nieuwsblad überzeugt. Im vorliegenden Fall ist es die Freiheit, seine sexuelle Neigung auszuleben. Die IS-Fanatiker werfen in ihrem Kalifat Homosexuelle buchstäblich von den Dächern. So wie der ganze Westen nach dem Angriff auf Charlie Hebdo über Nacht sein Herz für Satire entdeckte, so müssen wir jetzt erst recht die sexuelle Freiheit als eine wichtige Errungenschaft betrachten, ein Symbol für unsere ganze Gesellschaft.
Neben der absoluten Solidarität mit der Homo-Gemeinschaft steht der Westen aber jetzt vor einer bangen Frage, meint De Standaard: Ist das das Neue normal? Müssen wir wirklich mit solchen blutigen Terrorattacken leben? Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Terroristen eben auf eine gesellschaftliche Überreaktion spekulieren.
Terrorgefahr auch in Belgien
Apropos Anschläge: Beängstigende Schlagzeile auf Seite eins von Het Laatste Nieuws: "Terrassen und Schulen in Belgien werden zusätzlich bewacht", schreibt das Blatt. Offensichtlich gibt es Hinweise auf einen möglichen neuen Terrorakt in Brüssel, der möglicherweise in der Zeit des Ramadan geplant ist. Deswegen sind die Ordnungskräfte für die nächsten Wochen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden…
Hooligans und das französische Scheitern
Vor allem die frankophonen Zeitungen beschäftigen sich in ihren Leitartikeln mit den blutigen Ausschreitungen während der Fußball-EM in Frankreich. Das Nachbarland hat aus Angst vor einem Terroranschlag einen beeindruckenden Sicherheitsapparat aufgefahren, konstatiert etwa La Libre Belgique. Allerdings hat es keine 24 Stunden gedauert, bis sich erste Risse in der Festung zeigten. Und geschafft haben das eben nicht Terroristen, sondern eine betrunkene Meute von gefährlichen Dummköpfen.
Wir hatten die Hooligans fast schon vergessen, gibt Le Soir zu. Die Sicherheitsverantwortlichen und auch die Medien hatten eigentlich nur noch Augen für die terroristische Bedrohung. Für die französischen Behörden sind insbesondere die Ereignisse von Marseille, wo russische und englische Hooligans mit selten gesehener Gewalt aufeinander losgingen, gleichbedeutend mit einem spektakulären Scheitern des Sicherheitsapparates. Am deprimierendsten ist aber, dass wird jetzt plötzlich dieselben Bilder sehen, wie in den Jahrzehnten zuvor.
"Forza Belgio!"
Doch stehen viele Titelseiten heute auch im Zeichen der Vorfreude. Die Roten Teufel treffen um 21 Uhr auf Italien. "Um 21 Uhr fiebern alle mit", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad; "D-Day für die Teufel", schreibt Le Soir. Einige Zeitungen packen ihr Italienisch aus: "Forza Belgio!", steht auf den Titelseiten von La Libre Belgique und De Morgen.
L'Avenir und La Dernière Heure haben sich für die etwas weniger geschliffene Version entscheiden: "Forza Rote Teufel", so die Schlagzeile. Het Laatste Nieuws bringt die Erwartungen auf den Punkt: "Wir sind bereit für etwas Großes".
Roger Pint - Bild: Gregg Newton (afp)