"Ihr wart miserabel", wettert La Dernière Heure auf Seite eins. "Lukaku verhindert eine Blamage", schreiben Het Nieuwsblad und Het Belang van Limburg.
Beim Freundschaftsspiel gegen Fußballzwerg Finnland sind die Roten Teufel nur knapp einer Niederlage entgangen. Erst in der 89. Minute erlöste der eingewechselte Romelu Lukaku die Nationalmannschaft mit seinem 1:1-Ausgleichstreffer. Die Zeitungen sind sich einig: Die Roten Teufel wirkten saft- und kraftlos. "So werden wir garantiert nicht Europameister", meint La Dernière Heure.
Demgegenüber gibt es heute auf den Titelseiten viel Lob für den Lütticher Tennisprofi David Goffin. Goffin steht im Viertelfinale des Grand-Slam-Turniers von Roland Garros. "Goffin ist erst der dritte Belgier, dem das gelingt", notiert Le Soir auf Seite eins. "Noch ein Sieg und dann ist er in der Top 10 der Weltrangliste", bemerkt Het Belang van Limburg.
Der Streik geht weiter
Daneben steht aber auch heute die anhaltende Protestwelle wieder im Vordergrund. "Ausstand vom Ausstand", titelt De Morgen. Und das ist wohl als ein Appell zum Waffenstillstand zu verstehen. Inzwischen rufen Oppositionspolitiker alle Beteiligten zur Besonnenheit auf. "Man sollte sich einmal Zeit zum Durchatmen nehmen, um dann mit kühlerem Kopf den Dialog wieder aufzunehmen", forderten etwa der CDH-Vorsitzende Benoît Lutgen und auch der SP.A-Chef John Crombez.
Danach sieht es derzeit aber nicht aus. "SNCB: Die Gewerkschaften wollen keine Kampfpause", stellt Le Soir auf seiner Titelseite fest. Mobilitätsminister François Bellot hatte gestern sogar angeboten, die umstrittene Maßnahme zur Neuberechnung der sogenannten Ausgleichstage bei der Bahn auszusetzen. Die Direktion hatte dafür allerdings Gegenleistungen verlangt, die von den Gewerkschaften gleich vom Tisch gefegt wurden. Anders gesagt: Der Streik geht weiter.
Insgesamt wollen die Gewerkschaften offenbar auf Zeit spielen. "Die Arbeitnehmerorganisationen wollen erst wieder verhandeln, wenn Bahnchef Jo Cornu abgetreten ist", berichtet Het Laatste Nieuws. Cornu hatte ja schon seinen Rücktritt angekündigt – offenbar wird der 31. August sein letzter Arbeitstag sein. Über die Zukunft der Bahn wollen die Gewerkschaften erst wieder mit seinem Nachfolger verhandeln.
Sabotage bei der Bahn
"Schienennetzbetreiber Infrabel macht Jagd auf Saboteure", so derweil die Aufmachergeschichte von Gazet van Antwerpen. Bei der Bahn hat es in den letzten Tagen eine Reihe von Sabotageakten gegeben. Unter anderem wurden Haltesignale kurzgeschlossen, was dazu führt, dass Fehlinformationen an die Leitstellen geschickt werden. Die Gewerkschaften zeigten sich aber davon überzeugt, dass es sich bei den Tätern keinesfalls um Bahnbedienstete handeln könne.
Fakt ist, dass in sozialen Netzwerken entsprechende Bauanleitungen kursieren. Het Nieuwsblad hat sogar den Autor eines solchen "Sabotagepamphlets" interviewt. Er sei froh, bei Sabotageakten geholfen zu haben, sagt der selbsternannte Anarchist. Er fühle sich aber nicht für die Taten verantwortlich. Infrabel hat den Mann jedenfalls verklagt.
"Bahnterroristen!", tobt Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Die Saboteure spielen mit dem Leben von Menschen. Statt konstruktiv an der Zukunft der Staatsbahn mitzuarbeiten, ziehen es wohl einige Leute vor, ihr eigenes Arbeitsgerät zu sabotieren. Diese Menschen müssen streng bestraft werden. Und die Gewerkschaften müssen dringend ihren Standpunkt überdenken. Denn sie merken nicht, dass sie dabei sind, der SNCB Sterbehilfe zu leisten. Jeder weiß, dass die Staatsbahn nur überleben kann, wenn sie sich modernisiert.
Keiner der Beteiligten darf vergessen, dass es sich hier auch um einen Krieg der Bilder handelt, warnt L'Avenir in seinem Leitartikel. Wenn die CGSP – wie am Dienstag geschehen – die symbolische Hinrichtung des Premierministers inszeniert, dann kann das kontraproduktiv sein. In der heutigen Zeit stoßen derartige Bilder in der Gesellschaft auf breite Ablehnung. Die Gewerkschaften laufen damit Gefahr, die Schlacht um die Sympathien der öffentlichen Meinung zu verlieren.
Lichtblicke am Wirtschaftshimmel
In dieser Woche schmückte sich die Föderalregierung schon mit positiven Arbeitsmarktzahlen. Jetzt zog auch die EU-Kommission eine erste Bilanz des sogenannten "Juncker-Plans": "Investitionen in Höhe von 100 Milliarden in Europa", so fasst es L'Echo zusammen.
Na bitte, es geht doch, lobt das Blatt in seinem Kommentar. Kritiker hatten den Juncker-Plan noch vor einigen Monaten als "nutzlose Mogelpackung" gebrandmarkt. Doch scheint die Rechnung aufzugehen: Innerhalb von zwei Jahren wird man Investitionen in Höhe von 300 Milliarden Euro angestoßen haben, und das einfach nur, indem man dem Privatsektor ein Minimum an Sicherheiten zur Verfügung gestellt hat.
Le Soir ist da nicht so enthusiastisch. 300 Milliarden, das ist immer noch lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein, meint die Zeitung und beruft ich dabei auf den belgischen Wirtschaftsnobelpreisträger Jacques Drèze. Der Fachmann plädiert für ein massives Investitionsprogramm in Europa mit einem Gesamtvolumen von mindestens 2.000 Milliarden Euro. Dazu müsst man aber den Stabilitätspakt aufweichen und die Schuldenbremse lösen.
"Mann mit Hut" plante Anschläge unter der Nase der Polizei
"Die Polizei war Abrini schon vor den Anschlägen von Paris auf den Fersen", schreiben heute unter anderem De Standaard und Het Nieuwsblad. Demnach war Mohamed Abrini, der spätere "Mann mit Hut", schon seit längerer Zeit im Visier der belgischen Fahnder. Het Nieuwsblad formuliert es besonders drastisch: "Trotz Kameraüberwachung plante Abrini die Anschläge buchstäblich unter der Nase der Polizei".
"Umweltschädigende Autos dürfen bald nicht mehr nach Brüssel", so schließlich die Aufmachergeschichte von Le Soir. Ab 2018 wird die Hauptstadt wohl auch Maßnahmen ergreifen, um die Luftverschmutzung in den Griff zu kriegen. Und da wird man wohl unter anderem dem deutschen Beispiel folgen und eine Umweltplakette einführen.
Ein Esel schreibt belgische Medizingeschichte
Skurrile Geschichte schließlich heute in Het Laatste Nieuws: "Esel bekommt Herzschrittmacher", schreibt das Blatt. Esel Noah leidet demnach unter Herzrhythmusstörungen. "Und einige Tierfreunde scheuen offenbar keine Kosten und Mühen", meint die Zeitung. Noah bekommt jetzt also einen Pacemaker eingesetzt. In Belgien ist das eine absolute Premiere.
Roger Pint - Bild: Bruno Fahy/BELGA