"Die politischen Extreme legen zu", titelt Le Soir. "Der linke und der rechte Rand jubeln, die Regierungen wanken", schreibt Het Laatste Nieuws. "Vlaams Belang und PTB auf dem Vormarsch", bemerkt De Morgen.
Wenn am Sonntag in Belgien Wahlen wären, würden die links- und rechtsextremen Parteien am stärksten zulegen. Das geht aus dem Politbarometer von Le Soir und Het Laatste Nieuws hervor. Stärkster Verlierer ist die N-VA, die ihr schlechtestes Umfrageergebnis seit sieben Jahren einfährt. Die flämischen Nationalisten kommen "nur noch" auf 24 Prozent. Zum Vergleich: Bei der letzten Wahl waren es 32 Prozent. Neben der N-VA müssen auch die anderen Regierungsparteien – MR, CD&V und OpenVLD - Federn lassen. Die Mitte-Rechts-Koalition verliert der Umfrage zufolge ein Viertel ihrer Sitze im Parlament und hätte damit keine Mehrheit mehr. Auch die wallonischen Regierungsparteien PS und CDH schwächeln. Sie haben ebenfalls Einbußen zu verzeichnen und laut Politbarometer keine Mehrheit mehr in Namur.
Links- und rechtsextreme Parteien verdoppeln Ergebnisse
Le Soir meint: Nur zwei Parteien legen zu – in der Wallonie die Links- und in Flandern die Rechtsextremen. PTB und Vlaams Belang verdoppeln ihre Ergebnisse auf jeweils knapp 14 Prozent und schaffen es auf Platz drei. Dabei lassen sie sämtliche traditionellen Parteien hinter sich. Für die Zeitung lässt das nur einen Schluss zu: Die Belgier wenden sich von den regierenden Parteien ab. Der Vertrauensverlust ist beträchtlich. Das Schlimmste: Die Wallonen wenden sich verstärkt den Linken zu, die keine glaubwürdigen Alternativen anbieten. Und die Flamen bringen wieder die alten, ausländerfeindlichen Dämonen nach oben, so das besorgte Fazit der Zeitung.
De Morgen hält fest: Angesichts einer schlecht bewältigten Flüchtlingskrise und der Angst vor islamistischem Terror sind die Ergebnisse des Politbarometers wenig überraschend. Trotzdem lässt der Absturz der N-VA tief blicken. Die Taktik von Parteichef Bart De Wever mit zweideutigen Aussagen gegen Flüchtlinge und Muslime nach Stimmen am rechten Rand zu fischen, war nur kurzzeitig von Erfolg gekrönt. Die Hardliner kehren zurück zum "Original", dem Vlaams Belang. In fremden Revieren zu wildern, ist selten eine gute Idee, so die Zeitung. Mit ihrer Regierungsbeteiligung auf föderaler Ebene hat die N-VA ihren Status als Protestpartei verloren und gehört längst zum politischen Establishment.
Schlechte Suppe und teure, unbekömmliche Lasagne
Für Het Laatste Nieuws stecken alle Regierungsparteien in Schwierigkeiten. Die Suppe scheint den Bürgern nicht mehr zu schmecken. Das Dümmste, was die Mitte-Rechts-Parteien jetzt machen könnten, ist von ihrem Reformkurs abzuweichen. Belgien muss saniert werden und braucht wieder Perspektiven. Rechnerisch wie inhaltlich gibt es derzeit keine Alternativen zu Michel und Bourgeois. Het Nieuwsblad sieht die Partei von Premierminister Charles Michel dennoch in Gefahr. Die liberale MR ist die einzige französischsprachige Partei in der föderalen Koalition. Wie riskant das ist, zeigt sich jetzt im seit Wochen dauernden Streik der Gefängniswärter. In der von PS und CDH regierten Wallonie haben der Premier und seine Partei nichts zu melden.
Gazet van Antwerpen und La Libre Belgique wünschen sich mehr Einsatz von Premierminister Charles Michel. Nur er kann den Grundstein für ein neues, gemeinsames Projekt in Belgien legen. Die sukzessiven Staatsreformen haben zu einer widersinnigen Zerstückelung der Zuständigkeiten geführt. L'Avenir spricht von einer "institutionellen Lasagne", die nicht gut funktioniert, Unsummen kostet und zur Folge hat, dass die Verantwortlichkeiten nicht klar definiert sind.
Het Belang van Limburg fügt hinzu: Föderale Ebene und Teilstaaten sollten nicht mehr auf allen Hochzeiten tanzen, sondern sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren, anstatt überall mitmischen zu wollen. Das Problem dabei ist: Viel Geld wird verschwendet und nichts wird richtig gemacht.
Bier und Pandas
Wie L'Echo berichtet, haben die Belgier noch nie so wenig Bier getrunken. Der Konsum sank im vergangenen Jahr auf knapp acht Millionen Hektoliter – ein Viertel weniger als noch vor 20 Jahren. Im Ausland erfreut sich belgisches Bier hingegen größter Beliebtheit. Der Export der hiesigen Brauereien ist 2015 auf mehr als 13 Millionen Hektoliter gestiegen.
Die chinesischen Riesenpandas im Tierpark Pairi Daiza machen derweil wieder von sich reden. Wie La Dernière Heure berichtet, ist Weibchen Hao Hao vermutlich schwanger. Und das möglicherweise sogar mit Zwillingen. Ein solches Ereignis ist sehr selten. Die beiden Tiere sind eine kostbare Leihgabe der Volksrepublik China, Riesenpandas sind ja vom Aussterben bedroht. Sollte es tatsächlich Panda-Nachwuchs in Mons geben, dürfte das für neue Besucherrekorde sorgen.
Alain Kniebs - Bild: Laurie Dieffembacq/BELGA