"Wieder geht nichts mehr in Zaventem", schreibt Het Laatste Nieuws. "Diesmal sorgen die Mitarbeiter der Gepäckabfertigung für Chaos", so Gazet van Antwerpen. Und Het Belang van Limburg meint: "Sorge um Zukunft des Flughafens nach neuerlichem Streik".
Die spontane Arbeitsniederlegung bei der Gepäckabfertigung gestern am Brüsseler Flughafen Zaventem greifen vor allem die flämischen Zeitungen auf ihren Titelseiten und ihren Kommentaren auf. Zwar einigten sich die Streitparteien nach nur wenigen Stunden, so dass die Gepäckabfertigung bereits am Abend wieder normal funktioniert. Trotzdem zeigen die Zeitungen kein Verständnis für die Streikenden.
Het Nieuwsblad meint: Das war der dritte unangekündigte Streik in Zaventem nach den Anschlägen am Flughafen am 22. März. Zaventem ist krank. Sicher: Die Forderungen der Streikenden waren gestern wieder gerechtfertigt. In normalen Zeiten hätten wir auch mehr Verständnis für einen solchen Streik gehabt. Aber die Zeiten sind nicht normal. Zaventem muss endlich zur Normalität zurückfinden und dieser dritte Streik in Folge bringt den Flughafen fast noch mehr in Gefahr als die Anschläge. Das Vermögen des Flughafens, Rückschläge einzustecken, ist begrenzt. Hunderte Jobs sind in Gefahr. Die Streikenden schießen sich damit letztlich selbst ins Knie, glaubt Het Nieuwsblad.
"Zeit für verantwortliches Handeln"
Ähnlich der Ton bei De Standaard. Es gibt ja auch andere Möglichkeiten als unangekündigte Streiks. Gerade der Flughafen Zaventem konnte ein erneutes Chaos wie gestern in seiner aktuellen Situation nicht brauchen. Wenn man immer zu den schwersten Waffen greift, wird unser Zusammenleben zum Krieg. Es ist Zeit für verantwortliches und nüchternes Handeln. Sonst geht unser Land zugrunde an seinen schlechten Gewohnheiten, meint De Standaard.
Mit dem Streik in den Gefängnissen beschäftigen sich vor allem frankophone Zeitungen. "Die Gefängnisse der Wallonie: die große Benachteiligung", titelt l'Avenir. Die Zeitung meint, den Hauptgrund dafür gefunden zu haben, warum nur in den Gefängnissen der Wallonie und von Brüssel gestreikt wird, nicht aber in Flandern. Denn, so das Blatt: In den vergangenen zehn Jahren hätten die Gefängnisse in Flandern viermal so viel Geld bekommen, wie die wallonischen Gefängnisse. Kein Wunder also, dass die Zustände in Flandern viel besser seien, findet die Zeitung.
Anders La Libre Belgique. Zwar fragt sich auch diese Zeitung in ihrer Schlagzeile: "Warum ist der Streik nur frankophon?" Findet aber eine andere Antwort: In Flandern seien Sparmaßnahmen die die Föderalregierung 2014 verordnet hatte, tatsächlich angewendet worden. Im Süden des Landes habe man gedacht, dass das Gefängnispersonal von diesen Sparmaßnahmen ausgenommen sei.
"Wir müssen Gefangene entlassen"
In ihrem Kommentar dreht die Zeitung das Thema noch weiter: Was können wir tun, um die Lage in den Gefängnissen zu verbessern? Ganz einfach: Wir müssen Gefangene entlassen. In Belgien ist es zur Gewohnheit geworden, strafffällige Menschen sofort ins Gefängnis zu stecken. Ohne zu schauen, ob sie dort wirklich am besten aufgehoben sind. Muss man jeden Drogenabhängigen, den man beim Stehlen erwischt hat, hinter Gitter sperren? Jeden Verkehrsrowdy, der ohne Führerschein und Versicherung fährt? Nein. Für sie gibt es andere Methoden, intelligentere Alternativen als den Knast. Reservieren wir die Gefängniszellen für diejenigen, die wirklich eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen. sie gibt es. Sie gehören dann auch tatsächlich ins Gefängnis, urteilt La Libre Belgique.
Auch Le Soir kommentiert den Gefängnisstreik und fragt: Warum dauert der Streik so lange? Der Streik gestern am Flughafen war nach wenigen Stunden beendet. Der Gefängnisstreik ist schon in der dritten Woche. Der Grund sind die Gefängnisse selbst. Ein Streik des Gefängnispersonals schränkt die Öffentlichkeit in ihrem normalen Leben nicht ein. Mit Gefangenen lässt sich politisch nicht punkten. Das erklärt, warum nicht massiv und schnell nach Lösungen gesucht wird. Vor allem im Süden des Landes hat man sich, so scheint es, jahrelang nicht um die Gefängnisse und die Gefangenen gekümmert. Warum sollte man damit jetzt beginnen?, fragt rhetorisch Le Soir.
"Frage nach politischer Verantwortlichkeit ist pervers"
Ein Untersuchungsausschuss im Parlament hat sich gestern mit dem Terroranschlag in der Metrostation Maelbeek beschäftigt. Kommentierend meint dazu De Morgen: Keiner der gestern Anwesenden will verantwortlich gewesen sein, dass die Metro nach dem Anschlag auf den Flughafen nicht schnell genug geschlossen wurde. Jeder der Befragten schob die Schuld auf einen anderen. Das ist in Belgien ja auch gut möglich. Sechs Staatsreformen haben dazu geführt, dass nichts mehr klar zu sein scheint in Frage Zuständigkeit und Verantwortung. Damit muss Schluss sein. Wir müssen Entscheidungswege kürzer machen, Verantwortlichkeiten klarer definieren, meint De Morgen.
Und Het Laatste Nieuws schreibt zur gestrigen Debatte: Die Frage nach der politischen Verantwortlichkeit für die Toten in Maelbeek ist nicht nur sinnlos, sondern geradezu pervers. Verantwortlich sind die Terroristen. Punkt. Nicht Innenminister Jan Jambon, nicht Brüssels Ministerpräsident Rudi Vervoort, und schon gar nicht die Brüsseler Verkehrsbetriebe. Zu fragen, wer wann wie was genau tut, geht an dem eigentlichen Problem vorbei. Die Antworten auf die Fragen werden uns nicht vor einem neuen Anschlag schützen. Vielmehr müssen wir schauen, wie wir potentiellen Terroristen den Nährboden in Belgien entziehen können. Darüber sollte diskutiert werden, findet Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner