"Geschäftsleute kehren nach Brüssel zurück", titelt La Libre Belgique. Sechs Wochen nach den Anschlägen atmet das Touristikamt der Hauptstadt wieder etwas auf: Erstmals sind die Trends nicht mehr nur negativ. Immer mehr Geschäftsreisende kommen zurück, die Hotels sind deutlich besser ausgelastet und die Buchungen der Fluggesellschaften haben ebenfalls wieder angezogen.
Den größten Anlass zur Sorge bereiten aber weiterhin die wegbleibenden Touristen. Nach Angaben von "Visit Brussels" beträgt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr 30 Prozent. Vor allem Amerikaner, Japaner und ausgerechnet Belgier meiden Brüssel derzeit. Das Touristikamt wird in Kürze eine großangelegte Werbekampagne im Internet starten, um mehr Gäste anzulocken. "Visit Brussels"-Chef Patrick Bontinck fordert ein Ende der Selbstzerfleischung: Ob das Debakel um die Fußgängerzone oder das Chaos in Zaventem - wir müssen endlich aufhören, uns selber Steine in den Weg zu legen und stattdessen gemeinsam versuchen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.
Apropos lange Warteschlangen am Brussels Airport: Wie L'Echo berichtet, ist ab heute mit einer Entspannung der Lage zu rechnen. Die Polizei wird nicht mehr jeden Fluggast überprüfen, bevor er die Abflughalle betreten darf, sondern stichprobenartig Passagiere kontrollieren. Endlich werden die richtigen Maßnahmen ergriffen, freut sich das Blatt. Sicherheitsexperten sind sich einig: Besser gezielte Kontrollen von Verdächtigen und mehr Ermittlungsarbeit im Hintergrund, anstatt schwerbewaffnete Ordnungskräfte an jede Straßenecke zu stellen. Belgien sollte seine Geheimdienste ausbauen, um die Terroristen im Vorfeld zu stoppen.
Auch La Libre Belgique kommt auf die endlosen Schlangen in Zaventem zurück. 25.000 Reisende durch so ein Nadelöhr zu quetschen war nicht nur dämlich, sondern auch noch gefährlich: Eine Bombe dort hätte ein verheerendes Blutbad zur Folge gehabt. De Standaard kommt auf die Hintergründe zurück: Die systematischen Vor-Kontrollen am Flughafen wurden nur auf Druck der Polizeigewerkschaften beschlossen, die so mehr Personal erzwingen wollten. Nirgends sonst in der EU gibt es solche Kontrollen. Der Nutzen ist ohnehin zweifelhaft - insbesondere angesichts der negativen wirtschaftlichen Folgen für den Flughafenbetrieb. Die Regierung hätte dieser "Erpressung" nie nachgeben dürfen, findet die Zeitung.
Fronten im Arbeitskampf verhärten sich
Le Soir blickt auf den Aktionsplan der Gewerkschaften, die den Ton gegen die Föderalregierung verschärfen. "Zwei Demos, zwei Streiks", titelt das Blatt. Hauptaktion wird ein Generalstreik am 7. Oktober, pünktlich zum zweiten Geburtstag der Regierung Michel. Die sozialistische FGTB will bereits Ende Juni im Alleingang zur Streikwaffe greifen. L'Avenir hält fest. Die Fronten verhärten sich wieder. Die Schwedische Koalition steckt in der Zwickmühle. Die EU fordert weitere Sparmaßnahmen, die die Gewerkschaften aber nur weiter erzürnen würden. Da bleibt Charles Michel nur noch, für eine unerwartete Verbesserung der Weltwirtschaftslage zu beten.
Seinem Unmut über die geplanten Proteste der Gewerkschaften macht Karel Van Eetvelt vom flämischen Unternehmerverband in Het Nieuwsblad Luft: "Schon wieder wird das ganze Land mit Streiks als Geisel genommen, so handeln Terroristen", so der Unizo-Chef wörtlich. Auch La Libre Belgique hält manche Gewerkschaftsaktionen für unverantwortlich. Kurz vor den Sozialwahlen wird man den Eindruck nicht los, dass die Arbeitnehmervertretungen versuchen, sich gegenseitig mit der Härte ihres Vorgehens zu übertrumpfen.
Und schon gehen die politischen Spielchen wieder los
Het Nieuwsblad befasst sich mit dem Eklat im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu den Anschlägen vom 22. März. Zwei der Terrorismusexperten, der Belgier Brice De Ruyver und der Niederländer Cyrille Fijnaut, haben ihre Zusammenarbeit mit der Kommission beendet, bevor sie überhaupt richtig losgelegt haben. Hintergrund sind heftige Vorwürfe von der PS, die die Unabhängigkeit der beiden Uni-Professoren bezweifeln. Noch bevor die erste Ermittlungspanne benannt werden konnte, gehen die politischen Spielchen schon los, bedauert Het Laatste Nieuws. Het Belang van Limburg meint: Sowohl die Opposition als auch die Mehrheit sollten sich am Riemen reißen. Die Interessen der Allgemeinheit sollten im Mittelpunkt stehen - nicht die der Parteien.
Religiöse Öffnung und sommerverdächtige Wetteraussichten
Der Verband katholischer Schulen in Flandern plant eine Öffnung für andere Glaubensgemeinschaften, berichtet De Morgen. So sollen Kopftücher erlaubt, Gebetsräume für Andersgläubige eingerichtet und Islam-Unterricht nach Schulschluss ermöglicht werden. Eine Revolution, findet die Zeitung.
Het Laatste Nieuws blickt voller Freude auf die sonnigen Wetteraussichten. Belgien wird am Wochenende sogar der wärmste Fleck Europas. Madrid: 18 Grad und Regen, Athen: 20 Grad und Regen, Brüssel: bis zu 24 Grad und sieben Sonnen am Himmel.
Alain Kniebs - Bild: Nicolas Maeterlinck/Belga