Meinungsumfrage
Het Laatste Nieuws veröffentlicht das überraschende Ergebnis einer neuen Meinungsumfrage: Die flämisch-nationalistische N-VA wird demnach mit 26 % größte flämische Partei. Die christdemokratische CD&V rutscht unter 20 %, OpenVLD kommt nur noch auf 12 % und der rechtsextreme Vlaams Belang noch auf knapp 10%. In ihrem Leitartikel glaubt die Zeitung, dass nach den Wahlen eine Olivenbaumkoalition aus Christdemokraten, Sozialisten und Grünen zustande kommen wird.
De Morgen bezweifelt das, denn es könne durchaus sein, dass die drei traditionellen Parteien zusammen keine 50 % der Stimmen erhalten. Für den N-VA -Vorsitzenden De Wever ist der Erfolg sicher, vor allem wenn die anderen Parteien sich nur noch im Vergleich zur N-VA positionieren und sich keine Mühe mehr geben, im Wahlkampf ihr eigenes Programm zu erklären.
Het Nieuwsblad stellt die Frage: Was wird die N-VA mit ihrem erwarteten Wahlsieg anfangen? Sie wird am Tag nach den Wahlen am Zug sein. Dann muss Bart De Wever sich entscheiden, ob er Premierminister werden will. Kann er Kompromisse schließen? Wird seine Partei ihm das erlauben? Wahlen gewinnen ist eines, etwas anderes ist es, in den Augen der Bevölkerung verantwortlich zu sein für alles, was danach geschieht.
Das Ende Belgiens
Le Soir schreibt auf seiner Titelseite: Wenn De Wever unter 20 % bleibt und seine Partei in etwa so groß ist wie die anderen demokratischen Parteien in Flandern, wird er sich an den Verhandlungen über die Staatsreform beteiligen, aber dann muss er Zugeständnisse machen. Sollte die N-VA hingegen mit Abstand größte flämische Partei werden, wird es schwierig, wenn nicht unmöglich, eine Staatsreform durchzuführen, die für die Frankophonen akzeptabel ist. Die anderen flämischen Parteien wären gut beraten, wenn sie die zwei Wochen vor den Wahlen ausnutzen würden, um den Flamen zu erklären, dass sie mit ihrer Stimme für De Wever das Ende des Landes herbeiführen.
Het Belang van Limburg meint: Die Umfrage zeigt, dass die flämische Bevölkerung mehr denn je überzeugt ist, dass das Land ohne eine Staatsreform nicht mehr funktionieren kann. Auffallend ist auch, dass der Vlaams Belang und die Liste Dedecker nicht mehr relevant sind.
De Standaard behauptet: Die Föderalwahlen finden unter Traumzuständen für die N-VA statt. De Wever wird nicht nur Führer der größten flämischen Partei, sondern vielleicht auch der größten belgischen Partei. Das ändert die Dynamik des Wahlkampfes. Die Frage, wie es nach einem N-VA-Wahlsieg weitergehen soll, erinnert stark an das Debakel von Yves Leterme.
Staatsreform und Einsparungen
De Tijd warnt die Parteien: Jene, die sich an der nächsten Koalition beteiligen, erwartet kein Zuckerschlecken. Das Wirtschaftsplanungsbüro mahnt zu fünf Milliarden Einsparungen im Jahr. Dazu wird auch eine Staatsreform unentbehrlich sein. Sie müssen eine Antwort auf die Fragen finden, ob das Land mit weniger Beamten leben kann, ob die Sozialsicherheit finanzierbar bleibt, ob tatsächlich 500.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden können, ob man die Steuern erhöhen muss und ob man die belgische Staatsschuld aufteilen kann, ohne ausländische Investoren abzuschrecken.
Gazet van Antwerpen mahnt De Wever zur Vorsicht: Die Erwartungen sind so hoch, dass seine Partei sie nicht erfüllen kann. Wenn sie unter 20 Prozent bleibt, wird man das als Niederlage betrachten. Wahlen werden nicht im Wahllokal gewonnen. Genauso wichtig ist das Bild, das am Abend in den Fernsehstudios entsteht. Das entscheidet, wer bei der nächsten Regierungsbildung mit am Tisch sitzt.