"Galant hat Sicherheitsprobleme verschwiegen", titelt De Morgen. "Galant soll Sicherheit in Zaventem vernachlässigt haben", schreibt La Libre Belgique. "Verkehrsministerin Galant erneut unter Druck", bemerkt Le Soir auf Seite eins.
Aus vertraulichen Berichten der EU-Kommission geht hervor, dass die Verfahren, die zur Überprüfung der Sicherheit an den belgischen Flughäfen eingesetzt werden, seit Jahren mangelhaft sind. Hintergrund sind zu wenig Personal und Geld bei der zuständigen Luftverkehrsaufsicht. Zuletzt im Februar will der Leiter des Verkehrsministeriums, Laurent Ledoux, die MR-Ministerin auf die Probleme hingewiesen haben. Sie sei aber nicht darauf eingegangen.
Jacqueline Galant weist die Vorwürfe zurück. An den Flughäfen des Landes würden alle internationalen Sicherheitsstandards eingehalten. Das Verhältnis zwischen Galant und Ledoux ist ohnehin seit Monaten zerrüttet.
Wie L'Echo meldet, hat Ledoux jetzt seinen Rücktritt eingereicht. Dabei nutzt der scheidende Leiter des Verkehrsministeriums die Gelegenheit, seinem Unmut über Galant noch einmal Luft zu machen. Er wirft ihr Planlosigkeit und Respektlosigkeit gegenüber der eigenen Verwaltung vor. Im Interview mit der Zeitung setzt er sogar noch eins drauf und wirft der Ministerin "Gestapo-Methoden" vor. Het Laatste Nieuws warnt aber davor, Ledoux' Aussagen überzubewerten, schließlich führe er seit Langem einen Krieg gegen die Politikerin.
La Libre Belgique dagegen schont Jacqueline Galant nicht: Natürlich ist der Job des Verkehrsministers von Natur aus ein sehr schwieriger. Von den Flugrouten über das Brüsseler S-Bahnnetz bis hin zur Sicherheit an den Flughäfen - fast alle Akten gleichen einem Minenfeld. Zur Bewältigung dieser Aufgaben bräuchte man Stärke, Weitblick und Fingerspitzengefühl. Alles Qualitäten, über die Jacqueline Galant nicht verfügt, so die vernichtende Kritik. Wie lang will man diese Frau eigentlich noch gewähren lassen, fragt die Zeitung.
"Nach mir die Sintflut"-Mentalität
Weiter für Empörung sorgt der Fluglotsenstreik bei Belgocontrol. Le Soir bemerkt: Dass die Fluglotsen am zweiten Tag ihrer Blockadeaktionen immer noch nicht gemerkt haben, dass ihr Verhalten unverantwortlich und skandalös ist, ist besorgniserregend.
Het Nieuwsblad hält diese "Nach mir die Sintflut"-Mentalität für besonders verwerflich. Die Zeitung spricht sogar von Machtmissbrauch zum eigenen Vorteil. Genauso sieht es De Morgen. Was den Fluglotsen fehlt, ist ein Quäntchen gesunder Menschenverstand. Ihnen muss jeglicher Gemeinschaftssinn abhanden gekommen sein. Man stelle sich vor, die New Yorker Feuerwehr hätte nach den Anschlägen vom 11. September gestreikt!
Dass die Lotsen ausgerechnet den Flughafen schädigen, der sich noch nicht einmal von den Bombenanschlägen vom 22. März erholt hat, ist durch nichts zu rechtfertigen. Het Belang van Limburg fügt wütend hinzu: Nach einer Terroristenbande hält nun eine Bande von Opportunisten den nationalen Flughafen im Würgegriff.
Untersuchungsausschuss zu Anschlägen
De Standaard befasst sich mit dem Untersuchungsausschuss zu den Brüsseler Anschlägen, der heute im Parlament eingesetzt wird. Die Abgeordneten sollen klären, wie es zu den mörderischen Attentaten kommen konnte. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Frage, ob Polizei, Justiz und Geheimdienste Fehler gemacht haben. Außerdem soll das Gremium Empfehlungen erarbeiten, wie man Radikalisierung in Zukunft vorbeugen kann.
Eine Schlussfolgerung dürfte schon jetzt feststehen: Mehr Zusammenarbeit zwischen allen Ebenen ist nötig. Gazet van Antwerpen wünscht sich einen solchen Untersuchungsausschuss mit weitgehenden Kompetenzen auch für die Aufarbeitung des Skandals um die Panama-Papers.
Terror-Hauptverdächtige beteuern Unschuld
"Die Terroristen stellen sich als Opfer dar", titelt Het Nieuwsblad. Nach Angaben der Zeitung soll der Hauptverdächtige Mohammed Abrini in den Verhören sämtliche Schuld abstreiten. Die Selbstmordattentäter-Brüder El Bakraoui hätten ihn gezwungen, zum Flughafen zu gehen. Er könne "keiner Fliege etwas antun". Deshalb habe er sich auch nicht am Brussels Airport in die Luft gesprengt, sondern sei geflohen.
Der zweite Metro-Attentäter, der schwedische Islamist Osama Krayem, beteuert ebenfalls seine Unschuld. Er habe nichts von den Anschlagsplänen gewusst und gedacht, dass der Rucksack, mit dem sich Khalid El Bakraoui in Maelbeek in die Luft sprengte, leer gewesen sein. Het Nieuwsblad findet das schwer vorstellbar angesichts der erdrückenden Beweislast gegen die beiden Männer.
Intelligente Kameras gegen Gangster und Terroristen
Wie La Dernière Heure berichtet, will Innenminister Jan Jambon die Grenze und auch die Autobahnen mit 1.000 "intelligenten" Kameras überwachen. Diese Kameras können automatisch Kennzeichen ablesen und mit Datenbanken abgleichen und damit den Kampf gegen Kriminalität und Terrorismus unterstützen. Bis 2018 sollen alle Kameras installiert sein. Kostenpunkt: 35 Millionen Euro.
Alain Kniebs - Bild: Laurie Dieffembacq (belga)