"Vermögende Belgier ertappt", titelt Le Soir. "Reichste Familien des Landes in 'Panama Papers'-Skandal verwickelt", schreibt Het Belang van Limburg. "Nur in jedem zehnten Betrugsfall folgt auch eine Verurteilung", wird ein leitender Angestellter der Steuerfahndung auf Seite eins von Het Nieuwsblad zitiert.
Weltweit sorgen die Enthüllungen der Briefkastenfirmen in Panama für Empörung. In Island fordern Tausende den Rücktritt des Regierungschefs, weil sein Name in den enthüllten Dokumenten steht und er über ein exotisches Finanzkonstrukt verfügen soll. In den "Panama Papers" finden sich aber auch viele belgische Namen - unter anderem reiche Unternehmerfamilien, berichtet die an der internationalen Enthüllungsplattform beteiligte Zeitung Le Soir.
Unter anderem Mitglieder der Familien De Spoelberch vom Brauriesen AB InBev sowie Sweden vom Soßenhersteller Vandemoortele nutzten die Kanzlei Mossack Fonseca für undurchsichtige Geschäfte. Auch ein belgischer Politiker soll nach Angaben von Het Laatste Nieuws eine Briefkastenfirma gegründet haben. Um wen es sich handelt, ist bislang nicht bekannt.
"Schwarzgeld nirgends mehr sicher"
De Standaard meint: Nach Lux- und Swiss-Leaks macht das neue Datenleck einmal mehr deutlich, dass Schwarzgeld nirgends mehr sicher ist - auch nicht in Panama oder auf den britischen Jungferninseln.
Het Nieuwsblad gibt aber zu bedenken: Leider kann in der Praxis nur in jedem zehnten Verdachtsfall auch tatsächlich Betrug nachgewiesen werden. Die Superreichen finden oft Mittel und Wege, um ihre exotischen Konstrukte legal aussehen zu lassen und straffrei davon zu kommen. Allerdings wird es für die 732 Belgier, die auf der Panama-Liste stehen, alles andere als einfach, ihr Schwarzgeld nach Belgien zurück zu bringen. Und der Fiskus darf keine Gnade mehr walten lassen, findet das Blatt. Belgier, die in Panama eine Firma mit dem Namen "Superman" gegründet haben, hatten wohl nur eine Absicht und die lautet: Steuerhinterziehung.
Het Laatste Nieuws weiß, wie schwierig die Beweisführung vor Gericht in solchen Betrugsfällen sein kann. Die Zeitung erinnert an das Debakel in der KB-Lux-Affäre. Einziger Lichtblick: Die aufeinanderfolgenden Enthüllungsskandale sorgen dafür, dass der ein oder andere Angst bekommt und sich das mit dem "Am-Fiskus-Vorbeischleusen", nochmal gründlich durch den Kopf gehen lässt.
"Mal wieder Skandal nötig, bevor sich etwas tut"
L'Avenir lobt die Arbeit der investigativen Journalisten, die an der Enthüllung der "Panama Papers" beteiligt waren. Hier wird der Mehrwert von Qualitätsmedien deutlich sowie der Presse als Hüterin demokratischer Grundwerte. Le Soir bedauert hingegen, dass Journalisten mal wieder einen Skandal aufdecken mussten, bevor Politiker sich der Missstände annehmen und sie aus der Welt schaffen. Allerdings haben die vorherigen Skandale offenbart, dass weder die Nationalstaaten noch die EU in der Lage waren, angemessen gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung vorzugehen, beklagt L'Écho.
Solange es Steuerparadiese auf der Welt gibt, wird es auch Steuerhinterzieher geben, schlussfolgert das Blatt. De Standaard fügt hinzu: Jeder Staat will dem anderen sein Steuerparadies sein. Bevor die Regeln nicht weltweit vereinfacht und vereinheitlicht werden, wird das Problem nicht gelöst sein.
"Steuerreform - und zwar jetzt"
La Libre Belgique hält fest: Die undurchsichtigen Geschäfte sind nicht immer illegal. Wohlhabende schleusen ihr Geld am Fiskus vorbei, weil sie die Steuern hierzulande zu hoch finden. Die Zeitung plädiert deshalb für eine weitgehende Reform der Spielregeln in Belgien. Statt ihr Vermögen in Panama zu bunkern, würden Reiche ihr Geld doch besser steuerfrei in Krankenhäuser, Universitäten, Schulen und Straßen in Belgien investieren, so der fromme Wunsch von La Libre Belgique.
De Morgen träumt ebenfalls von einer gerechteren Steuerstruktur. Dafür ist kein Symbol wie die Vermögenssteuer nötig, sondern ein System, das jegliche Form von Einkommen berücksichtigt - sei es aus Arbeit oder Vermögen. In Sache Steuergerechtigkeit ist die Föderalregierung noch in der Bringschuld, so De Morgen.
Bei der Haushaltsnachbesserung sollte die Regierung Michel jetzt Butter bei die Fische machen, findet Het Belang van Limburg. Es wird Zeit, dass die Minister sich die fehlenden 2,3 Milliarden Euro in der Staatskasse bei den Menschen holen, die den Hals nicht voll genug bekommen und für die viel zu viel offenbar immer noch nicht genug ist, statt erneut die Kraftstoff-, Alkohol- und Tabakpreise zu erhöhen. Dazu genügen fünf Minuten politischen Muts…
Erfolgsgeschichte aus Molenbeek
Laut L'Écho sucht der deutsche Textildiscounter KiK nach neuen Absatzmärkten. In den kommenden Jahren sollen über 1.000 neue Filialen eröffnet werden - unter anderem in Frankreich, Spanien, Italien und Belgien.
Het Nieuwsblad berichtet über eine Erfolgsgeschichte eines Molenbeekers. Der 33-jährige Brüsseler Anthony Vaccarello wechselt von Versace zu Yves Saint-Laurent. Der Belgier ist der neue Kreativdirektor des Pariser Luxusmodehauses.
Alain Kniebs - Bild: Rodrigo Arangua (afp)