"Polizei-Skandal: Zum ersten Mal reden die Opfer", titelt Gazet van Antwerpen. "Raubzüge und Erpressung schon seit mindestens 2013", schreibt De Standaard. "Mit ihrer Beute machten die Beamten Luxusreisen", berichtet Het Nieuwsblad.
Der Skandal bei der lokalen Polizei von Antwerpen schlägt weiter hohe Wellen. Inzwischen kommen immer mehr Einzelheiten ans Licht. Die Zeitungen lassen die Opfer zu Wort kommen. "Fast täglich kamen die Polizisten in Uniform in mein Café und gingen gegen wehrlose Kunden vor", erzählt ein Kneipenbesitzer aus dem Norden der Scheldestadt in Het Laatste Nieuws. Wie die Zeitung weiter schreibt, trauen sich die Opfer erst jetzt über die Vorfälle zu reden. Einige sprechen von regelrechten Mafia-Methoden. Vereinzelt sollen die Beamten sogar Hausdurchsuchungen durchgeführt und ganze Wohnungen auf den Kopf gestellt haben. Von den vermeintlichen Einsätzen taucht in den Antwerpener Polizeiberichten nichts auf. Die interne Dienstaufsicht hat gerichtliche Ermittlungen aufgenommen.
Die fingierten Polizeiaktionen richteten sich gezielt gegen Flüchtlinge, Papierlose und Menschen, die sich illegal im Land aufhalten. Inzwischen werden mindestens fünf Polizisten beschuldigt, an den Raubzügen beteiligt gewesen zu sein. Möglicherweise sind aber noch mehr Beamte in den Skandal verwickelt, bemerkt Het Belang van Limburg. Mit ihrer Beute - meist Handys und Bargeld - leisteten sich die mutmaßlichen Täter teure Reisen.
"Krasser Fall von Amtsmissbrauch"
Gazet van Antwerpen spricht von einem besonders krassen Fall von Amtsmissbrauch. Jetzt stellen sich zwei entscheidende Fragen: Waren da wirklich nur einige, wenige schwarze Schafe am Werk? Und: Wer wusste wann von den Vorfällen? Het Nieuwsblad geht sogar noch einen Schritt weiter: Wer hätte davon wissen müssen? Will heißen: Warum ist man den korrupten Polizisten erst jetzt auf die Schliche gekommen? De Standaard meint: Dass die Bande so lange ungehindert ihr Unwesen treiben konnte, ist eine Blamage für die Polizei.
Het Laatste Nieuws nennt die betroffenen Beamten "Widerlinge in Uniform", die die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen müssen. Integrität ist die kostbarste Waffe der Polizei. Der Schaden, den die "Räuberbande" angerichtet hat, ist beträchtlich. Genauso konsequent wie N-VA-Innenminister Jan Jambon und Bürgermeister Bart De Wever in den Brüsseler Problemvierteln "aufräumen" wollen, müssen sie jetzt gegen die Missstände bei der Antwerpener Polizei vorgehen, fordert das Blatt. Die unkontrollierten Testosteronschübe einiger Polizisten müssen gebändigt werden, so das Fazit von Het Nieuwsblad.
Arbeitslosigkeit: Was sich hinter den "guten" Zahlen verbirgt
Le Soir befasst sich mit den Arbeitslosenzahlen. Die Erwerbslosenquote in Belgien ist so niedrig wie seit 24 Jahren nicht mehr. Insgesamt sind 570.000 Menschen oder 8,3 Prozent der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter ohne Job. Der Rückgang sollte eigentlich ein Grund zur Freude sein, schreibt die Zeitung. Doch hinter den guten Zahlen verbergen sich auch weniger schöne.
L'Avenir hält fest: Bereits die Regierung Di Rupo hatte die Eingliederungshilfe für Studienabgänger gestrichen. Die Regierung Michel hat nachgelegt und weitere Menschen vom Arbeitslosengeld ausgeschlossen. Die Folge: Die Anzahl Sozialhilfeempfänger und das Armutsrisiko steigen. Aber davon wird in ein paar Jahren niemand mehr reden. Dann zählt nur noch die Statistik und der zufolge beträgt die Arbeitslosenrate in Belgien acht Prozent, während sie in Griechenland und Spanien bei 25 Prozent liegt.
De Morgen schreibt mit Blick auf das Haushaltsloch: Die N-VA will den Rotstift bei den öffentlichen Ausgaben ansetzen und den Staat effizienter machen. Diese Logik sollten die flämischen Nationalisten dann aber bitteschön konsequent anwenden. Auch wenn das Thema für sie tabu ist, einige Zuständigkeiten würden aus Kosten- und Effizienzgründen besser wieder auf der föderalen Ebene zusammengeführt. Womit lässt sich in Zeiten knapper Kassen noch rechtfertigen, dass ein kleines Land wie Belgien vier Umwelt- und Energieminister hat? Darüber sollte der N-VA-Finanzminister einmal nachdenken, rät De Morgen.
Teure Senioren und ein rasendes Kind
Altenheime sind deutlich teurer geworden. Laut La Libre Belgique müssen Senioren für Kost, Logis und Pflege ein Fünftel mehr zahlen als 2010. Im Schnitt kostet ein Altenheimplatz knapp 45 Euro pro Tag. Am teuersten sind die Senioreneinrichtungen in der Provinz Antwerpen. Im Küstenort Knokke ist kürzlich sogar ein Luxusaltenheim eröffnet worden. Kostenpunkt: 7.000 Euro pro Monat.
Ein Internet-Video sorgt in Westflandern für Empörung. Darin zu sehen ist ein Neunjähriger am Steuer eines Porsche-Geländewagens, der mit mehr als 100 Sachen durch eine geschlossene Ortschaft rast. Zum Gas geben ermutigt wird der Junge offenbar von seinem Vater höchstpersönlich. Der Unternehmer aus Jabbeke konnte identifiziert werden. Ihm droht jetzt ein böses gerichtliches Nachspiel.
Alain Kniebs - Bild: Jonas Roosens/BELGA