"Haushaltsloch - an den Tabus rütteln oder hinschmeißen?", titelt sinngemäß De Morgen. Das Haushaltsloch bringt die Regierung in gefährliches Fahrwasser. Für De Morgen hat die Koalition also keine Wahl mehr: Entweder, alle Parteien lassen ihre Tabus fallen, oder eben, die Regierung fährt gegen die Wand.
Glaubt man der Zeitung L'Écho, dann steht eins dieser Tabus aber schon zur Disposition: "Die MR ist bereit, über Firmenwagen zu diskutieren", so die Schlagzeile. Grundbedingung sei aber, dass weder die Arbeitnehmer noch die Arbeitgeber bestraft werden, wird MR-Chef Olivier Chastel zitiert.
Neue, radikale Maßnahmen?
De Standaard empfiehlt der Regierung, sich mal mit einigen Vorgängern zu beschäftigen. "Die Lektionen von Martens und Dehaene", schreibt das Blatt. Quintessenz: In der Vergangenheit haben Regierungen deutlich drastischere Sparmaßnahmen ergriffen als die derzeitige Mitte-Rechts-Koalition. Man denke nur an den "Globalplan" von Jean-Luc Dehaene von 1993. Auch die Regierungen Martens-Gol nahmen Mitte der 80er Jahre radikale Einschnitte vor. Was die derzeitige Regierung Michel bis zu einem gewissen Maße lähmt, ist ihre grundsätzliche Weigerung, neue Steuern zu erheben, analysiert das Blatt.
Das Milliardenloch im föderalen Haushalt steht auch im Mittelpunkt der traditionellen Samstags-Interviews. Der Chef der flämischen Sozialisten, John Crombez, lässt in Le Soir kein gutes Haar an der Regierung. Die so genannte Schwedische Koalition manövriert Belgien in eine mehr und mehr ausweglose Lage. Da bleiben am Ende wohl nur noch radikale Maßnahmen, glaubt Crombez. Konkret: Der SP.A-Chef rechnet mit einem weiteren Indexsprung.
"Van Overtveldt, der Schwächste unter den Schwachen"
"Die Regierung Michel verdient den Oskar für das schlechteste Kabinett", sagt PS-Chef Elio Di Rupo in Gazet van Antwerpen. Und auch in Het Belang van Limburg nimmt er in gewisser Weise seine Revanche: "Hatte De Wever nicht versprochen, dass es ohne die PS viel besser gehen würde? Dann schaue man sich jetzt das Resultat an", sagt Di Rupo. Schadenfreude kommt bei ihm aber nicht auf. "Im Gegenteil", sagt Di Rupo. Er sei einfach nur erschrocken darüber, wie schlecht dieses Land regiert werde.
"In dieser Regierung gibt es ein Kompetenzproblem", sagt der PS-Chef auch in L'Écho. Der schlechteste Minister von allen, das sei allerdings Finanzminister Johan Van Overtveldt.
Besagter Johan Van Overtveldt steht im Moment mächtig unter Druck. Auch die Koalitionspartner CD&V und OpenVLD machen den N-VA-Politiker für das Entgleisen des Haushalts verantwortlich. "Sie wollen mich destabilisieren, das wird ihnen aber nicht gelingen", sagt Johan Van Overtveldt im Interview mit Het Nieuwsblad. Für ihn tragen auch die anderen Minister eine Schuld an der Haushaltsentgleisung, da sie in ihren jeweiligen Ressorts nicht genug gespart hätten.
Doch bekommt die Koalition auch Gegenwind quasi aus den eigenen Reihen. "Ich habe diese Regierung naiverweise überschätzt", sagt der frühere Nationalbank-Chef Luc Coene in De Morgen. Coene trägt den OpenVLD-Stempel und gilt als lupenreiner Wirtschaftsliberaler. Für ihn ist die bisherige Bilanz der Regierung eine "Anreihung von verpassten Chancen". Dieser Equipe mangele es schichtweg an politischem Mut.
"Karikatur wird zur Realität"
Und auch viele Leitartikler gehen mit der Regierung einmal mehr hart ins Gericht. Das ist kein Haushalt mehr, das ist ein Ratespiel, frotzelt etwa Le Soir. Wie viel Geld fehlt denn jetzt wirklich? 2,2 Milliarden? 3,2 Milliarden? Vielleicht noch mehr?, wie es Vizepremier Kris Peeters andeutete. Man fühlt sich an das sprichwörtliche "Blinde Huhn" erinnert. Und das sind genau dieselben Leute, die noch vor zwei Jahren "die Amateure verjagen" wollten. Die selbst ernannten Profis haben aber jetzt erstmal einen enormen Scherbenhaufen produziert. Good governance, gute Regierungsführung, davon können wir uns jetzt auch wieder getrost verabschieden.
Mal drei Milliarden, mal zwei, dann wieder vier: Was für ein Schlamassel, meint auch De Morgen. Hier wird die Karikatur zur Realität. Für alle vier Regierungsparteien stellt sich jetzt die Frage: Weitermachen oder hinschmeißen? Der eine oder andere Parteichef wird wohl an diesem Wochenende einmal in sich gehen müssen.
Zeitbombe oder heilsamer Schock?
Auch De Standaard ist skeptisch, was die Zukunftsaussichten dieser Regierung angeht. Die Gemengelage wird zunehmend explosiv: Auf der einen Seite eine N-VA, die den Mund gehörig voll genommen und quasi eine Zeitenwende versprochen hat. Auf der anderen Seite eine CD&V, die für einmal nicht am Ruder ist und demonstrativ die anderen machen lässt. Damit begeben sich beide langsam aber sicher auf einen Konfrontationskurs, der fatal enden kann.
Het Nieuwsblad geht davon aus, dass die Regierung von ihrem Ziel einer Schwarzen Null im Jahr 2018 abrücken wird. Dieses Versprechen ist ungefähr so hart wie ein Camembert, der zulange in der Sonne gelegen hat, meint das Blatt. Aber gut. Der frühere PS-Haushaltsminister Guy Mathot hat ja auch schon orakelt, dass eine Staatsschuld, die von alleine gekommen ist, auch von alleine wieder geht.
Het Belang van Limburg will dagegen nicht ausschließen, dass sich das Haushaltsloch am Ende als "heilsamer Schock" erweist. Jetzt dürfte wirklich überall angekommen sein, dass jeder ernsthaft Sparanstrengungen unternehmen muss. Bester Beweis ist der Krankenhausdirektor, der eben in Het Belang van Limburg zugab, dass viele Analysen und Untersuchungen unnötig seien. Wenn jeder so denkt, dann steht das Land vielleicht bald doch auf gesünderen Beinen.
Krieg im Vatikan
"Wer hindert den Papst daran, Ordnung zu schaffen?", fragt sich derweil La Libre Belgique auf Seite eins. Morgen jährt sich zum dritten Mal die Wahl des Pontifex. Zu diesem Anlass bringt die Zeitung einen sechsseitigen Sonderteil über das derzeitige Klima im Vatikan. Nicht vergessen: Papst Benedikt XVI. war auch deshalb zurückgetreten, weil er eben beim Aufräumen im Vatikan an seine Grenzen gestoßen war. Papst Franziskus will jetzt da erfolgreich sein, wo sein Vorgänger gescheitert ist.
Für La Dernière Heure begibt sich Franziskus damit aber buchstäblich ins Fadenkreuz: Das Blatt spricht auf Seite eins von einer "Verschwörung um den Papst beiseite zu schaffen". Ob seine Gegner nur den Rücktritt des Papstes anstreben, oder vielleicht doch mehr dahinter steckt, das lässt die Zeitung offen.
Nicht umsonst hat Kardinal Bergoglio seinerzeit den Namen Franziskus angenommen, meint La Libre Belgique. Der ist nämlich der Schutzpatron der Armen. Vatikanintern war das das Signal dafür, dass der Papst jetzt wirklich den Finanzsumpf trockenlegen wollte. Drei Jahre später ist das Fazit dramatisch besorgniserregend. Hinter den dicken Mauern tobt ein gnadenloser Krieg. Möge Franziskus ihn gewinnen.
Nie mehr rauchende Elefanten
"Jetzt auch Rauchverbot unter freiem Himmel", titelt Het Nieuwsblad. "Die Zoos von Antwerpen und Planckendael sind bald rauchfrei", schreibt auch Gazet van Antwerpen. Rauchen darf man in den Zoos künftig nur noch in speziellen "Raucherzonen". Und andere Tier- oder Vergnügungsparks könnten bald nachziehen.
"Richtig so!", jubelt Het Laatste Nieuws. Kein Scherz, aber im Vergnügungspark Bellewaerde rauchte früher sogar der Elefant. Am Ende jeder Show musste das arme Tier an einer Saint-Michel ohne Filter ziehen, und blies dann den Rauch den Kindern in die Augen. Und dann gab's tosenden Applaus. Glücklicherweise haben sich die Zeiten geändert. Raucher müssen einsehen, dass sie nicht mehr andere Menschen behelligen dürfen. Nirgendwo. Denn Rauchen stört nicht nur, es schadet auch.