"Null Prozent", titelt Le Soir. "Die Verzweiflungstat von Mario Draghi", schreibt De Standaard. "Die EZB packt die ultimative Waffe aus", so die Schlagzeile von La Libre Belgique.
Völlig überraschend hat die Europäische Zentralbank am Donnerstag ihren Leitzins auf null Prozent gesenkt. Außerdem werden die Anleihekäufe aufgestockt - von bislang 60 auf monatlich 80 Milliarden Euro. Beide Maßnahmen sollen die Wirtschaft ankurbeln. Het Nieuwsblad bemerkt: Banken können sich jetzt also zum Nulltarif Geld leihen, während die Sparer die Zeche zahlen: Die Zinsen auf ihren Sparkonten werden noch weiter sinken. In Belgien werden die Banken zudem den Druck auf die Politik erhöhen, um die gesetzlich vorgeschriebene Mindestrendite von 0,11 Prozent zu kippen.
Mario Draghi, der Präsident der EZB, hat schweres Geschütz aufgefahren, meint La Libre Belgique. 1.000 Milliarden Euro - eine Zahl mit zwölf Nullen - sollen zusätzlich in die Märkte gepumpt werden, um den Konjunkturmotor anzuwerfen und um die Menschen zu Käufen anzuregen. Allerdings sind viele Experten skeptisch. Es besteht die Gefahr, dass eine Finanzblase entsteht. Statt in der Realwirtschaft anzukommen, könnten nur Aktien an den Börsen hin- und hergeschoben werden.
Auch L'Echo zweifelt: Was, wenn die Maßnahmen des Herrn Draghi nicht greifen? Die Europäische Zentralbank wird wohl kaum damit anfangen, Geld direkt auf die Konten der Bürger zu pumpen. Ein negativer Leitzins ist unvorstellbar, weil dadurch die Banken destabilisiert werden könnten. Außerdem könnte ein solcher Schritt desaströse Folgen haben, warnt L'Echo: Die Menschen würden im Notfall lieber ihr Geld unter der Matratze zu Hause horten, als dafür zu zahlen, es bei den Banken zu parken.
L'Avenir hält fest: Leider kann "Doktor Draghi" kein Vertrauen auf Rezept verschreiben. Die Ärzte scheinen beim Patient europäische Wirtschaft mit ihrem Latein am Ende zu sein. Dazu merkt das GrenzEcho an: Oft wissen sie nur einen Weg, um ihn zu heilen - indem sie ihm noch mehr von der falschen Medizin geben. Die EZB ist also nicht der geeignete Doktor. Die Regierungen der Euro-Länder müssten sich um den Patienten kümmern.
"Kamikaze-Koalition": nomen est omen
Im Zusammenhang mit dem Milliardenloch im föderalen Haushalt macht die Regierung ihrem Spitznamen "Kamikaze-Koalition" wieder mal alle Ehre, bemerkt Het Nieuwsblad. Auf der Suche nach Lösungen, um das Loch zu stopfen, prügeln die vier Parteien wild aufeinander ein. In gewissen CD&V-Kreisen soll sogar der Sturz der Regierung inzwischen kein Tabuthema mehr sein. Jetzt muss jemand ein Machtwort sprechen, fordert die Zeitung.
Fünf Jahre nach Fukushima
Auf den Tag genau fünf Jahre nach der Reaktorkatastrophe blicken viele Zeitungen auf die tragischen Ereignisse in Fukushima zurück. Ganz allgemein meint Le Soir: Fünf Jahre nach dem Super-GAU sind die Ängste und Zweifel gegenüber der Atomenergie größer denn je - auch in Belgien. Der Grund: Das Vertrauen in die Nukleartechnik und in die Betreiber von AKWs ist schwer erschüttert. Und dass die Behörden jetzt präventiv Jodtabletten an die Bevölkerung verteilen wollen hilft da sicher auch nicht.
Für De Morgen ist die deutsche Energiewende die einzige positive Lehre aus Fukushima. Unser Nachbarland kehrt der Kernenergie den Rücken und hat den vollständigen Ausstieg bis 2022 beschlossen. Belgien braucht ebenfalls eine entschlossene Energiewende. Mehr noch: eine Energierevolution. Einzige Voraussetzung: Unsere Politiker brauchen dafür eine Langzeitvision und sie müssen diese dann auch konsequent umsetzen.
Die Probleme der wallonischen Verwaltung
Nach dem Veruntreuungsskandal im wallonischen Amt für Abfallwirtschaft will der zuständige Regionalminister Carlo Di Antonio die Behörde abschaffen. La Libre Belgique findet es traurig, dass es mal wieder eines Skandals bedurfte, ehe die Wallonische Region in ihrer Verwaltung aufräumt. Schon seit mindestens 15 Jahren weist der Rechnungshof auf die dortigen Defizite hin. Problematisch in der Wallonie bleiben weiterhin die politische Pöstchenvergabe, Ämterhäufung und die dubiose Vergabe öffentlicher Aufträge, hält die Zeitung fest.
Fußballernachwuchs und Stau am Himmel über der Euregio
Het Laatste Nieuws meldet, dass Belgiens Fußballstar Kevin De Bruyne am Donnerstagvater geworden ist. Sein Sohn trägt einen ungewöhnlichen Vornamen: Der Kleine heißt Mason Milian.
De Morgen schließlich blickt nach Maastricht, das in den kommenden zehn Tagen wieder zur Kunsthauptstadt der Welt wird. Die dortige "Tefaf" zieht Kunst- und Antiquitätenliebhaber von nah und fern an. Die Folge: Am sonst eher beschaulichen Flughafen Maastricht-Aachen war gestern die Hölle los. Insgesamt 200 Privatjets, vor allem aus den USA, der Türkei, China und den arabischen Emiraten, sorgten für Stau im Himmel über der Euregio.
Alain Kniebs - Bild: Daniel Roland/AFP