"Für ein besseres Europa"; titelt Le Soir. Auch De Standaard hat Charles Michel auf seiner Titelseite. Der Premierminister will gemeinsam mit anderen jungen Regierungschefs - unter anderem dem Italiener Matteo Renzi - an einer neuen Union bauen.
"Am Rande des letzten EU-Gipfels haben wir uns in kleiner Runde zusammengesetzt und gemerkt, dass wir gerne schneller und besser in Europa zusammenarbeiten würden", erklärt Michel in Le Soir. Es sei höchste Zeit, dem europäischen Projekt wieder mit Optimismus entgegen zu treten. Wenn die Generation der 40-jährigen Staats- und Regierungschefs jetzt die Ärmel nicht hochkrempelt und anpackt, wird es niemand mehr tun, so Michel. Belgien denkt ja mit den fünf anderen Gründerstaaten über eine verbesserte Kooperation nach.
Keine Flüchtlinge = kein Geld
Wenige Wochen vor dem nächsten EU-Krisengipfel warnt der belgische Premierminister erneut die osteuropäischen Staaten: "Wer keine Flüchtlinge in seinem Land aufnehmen will, der sollte auch weniger Geld von der Europäischen Union bekommen". Solidarität sei schließlich keine Einbahnstraße, erklärt Michel in De Standaard.
Wie La Libre Belgique berichtet, wirft die EU-Kommission Belgien vor, die Regeln des Schengen-Abkommens missachtet zu haben. Das hat die Behörde Innenminister Jan Jambon schriftlich mitgeteilt. Die Wiedereinführung von Kontrollen an der Grenze zu Frankreich wegen einer plötzlichen Bedrohung dürfe höchstens zehn Tage dauern. Allerdings habe Belgien von jetzt auf gleich vierwöchige Grenzkontrollen angekündigt - das sei nicht Schengen-konform.
In Le Soir erklärt Premier Michel aber, er stehe zu 100 Prozent hinter den verstärkten Kontrollaktionen an der Küste. Er werde es nicht zulassen, dass hierzulande ein illegales Zeltlager und ein rechtsfreier Raum wie in Calais entstehen. Dafür sei Belgien noch lange kein Totengräber der Schengen-Idee.
De Morgen kommt auf den belgischen Umverteilungsplan für Flüchtlinge zurück. Die Föderalregierung will in den Kommunen 5.000 zusätzliche Auffangplätze für Asylbewerber schaffen. Städte und Gemeinde, die nicht mitmachen, drohen Geldbußen. Die Zeitung hält die Pläne von Staatssekretär Theo Francken für zu wenig ehrgeizig. 5.000 zusätzliche Plätze, das reicht doch vorne und hinten nicht.
Le Soir hingegen findet die Vorgehensweise lobenswert. Auch De Standaard findet es gut, dass die Flüchtlinge über das ganze Land gerecht verteilt werden. Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Die Auffangplätze in den Gemeinden sind viel besser als die Flüchtlinge in leerstehenden Militärkasernen unterzubringen, wo sie nur aufeinander hocken.
"Belgien hat sich 30 Jahre auf seinen Lorbeeren ausgeruht"
L'Écho blickt auf die letzten 30 Jahre zurück, in denen Belgien den Unterhalt seiner Infrastruktur sträflich vernachlässigt hat. "Jetzt zahlen wir die Zeche für 30 Jahre Unterfinanzierung", so die Schlagzeile. In den Königlichen Museen in Brüssel tropft es von der Decke, die Tunnel der Hauptstadt bröckeln, die wallonischen Straßen stehen den Holperstrecken der Paris-Dakar-Rallye in nichts nach, die SNCB-Züge haben ihre eigene Auffassung von Pünktlichkeit und die Brüsseler S-Bahn lässt weiter auf sich warten. Bis 1970 hatte Belgien jährlich noch fünf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in die Infrastruktur investiert, seither ruht das Land sich auf seinen Lorbeeren aus und gibt zu wenig für Unterhalt und Sanierung aus. Natürlich ist Haushaltsdisziplin wichtig, meint das Wirtschaftsblatt. Aber gut durchdachte Infrastrukturausgaben können noch wichtiger für unsere Zukunft sein. Das sollte die EU-Kommission bedenken, wenn sie uns mahnt, das Haushaltdefizit zu reduzieren; uns gleichzeitig aber kritisiert, weil die öffentliche Hand zu wenig investiert.
"Auch mit Infantino wird sich bei der FIFA nichts ändern"
La Libre Belgique befasst sich mit der Wahl des neuen FIFA-Präsidenten. "Durch Gianni Infantino soll die Blatter-Ära in Vergessenheit geraten", titelt die Zeitung. Allerdings ist La Libre Belgique äußerst pessimistisch: Auch mit Infantino wird sich bei der FIFA nichts ändern - abgesehen von kleinen Reförmchen. Der Video-Beweis auf dem Fußballfeld wird weiter ausbleiben, die Gehälter der Fußballspieler weiter unvorstellbar hoch, die Geschäfte mit den Fernsehrechten werden weiter blühen. Kurzum: Geld regiert die Fußballwelt. Die Zutaten für den nächsten Korruptionsskandal liegen bereits vor: Die Versuchung ist einfach zu groß.
Het Nieuwsblad ist ebenfalls skeptisch: An der Spitze des Weltfußballs wird sich kaum etwas ändern. "Folter-Scheich" Salman ist glücklicherweise nicht der neue FIFA-Boss geworden. Ob Infantino eine bessere Besetzung ist, wird sich erst in einigen Monaten zeigen. An dem Schweizer klebt jedenfalls das Etikett der Vergangenheit.
Het Laatste Nieuws berichtet über einen neuen möglichen Wett-Skandal in der ersten Division. Oud-Heverlee Löwen verdächtigt zwei seiner Fußballer auf Spiele der eigenen Mannschaft gewettet zu haben. Inzwischen ermittelt die Polizei. Kapitän Romain Reynaud und Torhüter Rudy Riou sollen Begegnungen beeinflusst haben. Im Verdacht steht unter anderem Löwens letztes Spiel. Das hat die Mannschaft mit 1:3 verloren, obwohl sie zehn Minuten vor Abpfiff noch 1:0 gewonnen stand.
AKn - Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA