"Das Ende des Dschungels", titelt De Standaard. "Richter beschließt Teilräumung von Calais - aber was jetzt?", fragt De Morgen auf Seite eins. "Die Uneinigkeit in Europa wegen der Flüchtlingskrise nimmt weiter zu", bemerkt La Libre Belgique.
Die Teilräumung des illegalen Zeltlagers von Calais könnte mehrere Wochen dauern. Damit dürften auch die Kontrollen an der belgischen Grenze noch eine Weile andauern, so die Zeitungen. Dabei dienen diese Kontrollen nur der Abschreckung, meint De Standaard. Sie sollen Flüchtlinge davon abhalten, nach Zeebrugge auszuweichen, um von dort aus nach Großbritannien zu gelangen. Zur Lösung des Problems tragen diese Kontrollen nicht bei. Langsam aber sicher macht ein europäischer Staat nach dem anderen die Schotten dicht. Was hinter der Grenze passiert, ist das Problem des anderen. Eine humanitäre Katastrophe in Griechenland, wo die meisten Flüchtlinge stranden werden, ist vorprogrammiert.
"Europa bricht gerade zusammen"
Het Nieuwsblad findet ebenfalls: Europa bricht gerade zusammen. Es wird keinen großen Knall geben. Doch täglich greifen die Mitgliedsländer zu einseitigen, nationalen Maßnahmen und bröckelt die Union. Vor einigen Jahren wäre das unvorstellbar gewesen. Die schlimmsten Folgen der zusammenbrechenden EU werden an der Schengen-Außengrenze in Griechenland zu spüren sein. Aber auch das belgisch-französische Gezänk um Calais zeigt, wie schlimm es inzwischen um die Europäische Union bestellt ist. Europas Staaten verweisen gerne auf die nicht funktionierende EU, vergessen aber, dass sie selbst einen erheblichen Beitrag zu den Missständen in der Flüchtlingskrise liefern.
"Keine gute Idee"
La Libre Belgique titelt: "N-VA legt Veto gegen Frührente mit 58 bei Proximus ein". Das Telekom-Unternehmen will Kosten sparen und Mitarbeitern ab 58 Jahren die Frührente anbieten. Die BNP Paribas Fortis-Bank hat ähnliche Pläne. Die flämischen Nationalisten sehen darin aber einen krassen Widerspruch zum Koalitionsabkommen. Die Föderalregierung hatte ja beschlossen, das Renteneintrittsalter bis 2030 schrittweise auf 67 Jahre zu erhöhen.
Soweit die Theorie, bemerkt die Zeitung. In der Praxis sieht es ganz anders aus. Dass ausgerechnet ein Betrieb mit staatlicher Beteiligung querschießt, hält das Blatt für ein äußerst schlechtes Signal. Auch wenn Proximus die Frührente aus eigener Tasche zahlen will, also nicht mit Steuergeld. Trotzdem hält La Libre Belgique das Ganze für eine schlechte Idee. Wir wissen doch alle, dass wir länger leben werden. Drum ist es logisch, dass wir auch länger arbeiten. Statt Mitarbeiter über 50 loswerden zu wollen, sollten sich die Unternehmen dringend überlegen, wie sie ihre älteren Arbeitnehmer künftig weiter und besser beschäftigen können.
"Belfius sollte in belgischer Hand bleiben"
L'Avenir berichtet über die Belfius-Bank, die seit der Dexia-Pleite zu 100 Prozent dem belgischen Staat gehört. Das Finanzinstitut hat gestern seine Jahresbilanz vorgelegt und wird erstmals eine Dividende ausschütten. 75 Millionen Euro fließen in die Staatskasse. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jos Clijsters hofft, dass Belfius in Zukunft in belgischer Hand bleiben wird. Wie L'Écho berichtet, sorgt sich Clijsters aber auch um die in Belgien gesetzlich vorgeschriebene Mindestrendite von 0,11 Prozent für Sparkonten. Angesichts der dauerhaft niedrigen Zinsen an den Märkten sei der Mindestzins nicht mehr lange haltbar.
Das Wirtschaftsblatt blickt nach Dänemark und in die Schweiz, wo zwei kleine Banken bereits Negativzinsen von -0,5 beziehungsweise -0,8 Prozent erheben. Das heißt, ihre Kunden müssen bezahlen, um ihr Geld auf dem Sparkonto zu deponieren. Nicht auszumalen, was hierzulande passieren würde, sollte es soweit kommen.
Le Soir macht mit den schlechten Energiewerten vieler Gebäude in Brüssel und der Wallonie auf. In der Hauptstadt gehört jede zweite Wohnung den schlechtesten Energieklassen F und G an. Das geht aus den Energiezertifikaten hervor, die notwendig sind, um eine Immobilie zu vermieten oder zu verkaufen. Oft sind Dach und Wände schlecht isoliert, was zu teuren Strom-, Gas- und Heizölrechnungen führt. In der Wallonie ist nach derzeitigem Stand jedes dritte Haus mangelhaft isoliert. Die Dunkelziffer liegt aber noch viel höher, weil noch längst nicht für jedes Gebäude ein Energiezertifikat vorliegt.
"Bewahrt uns vor der Dummheit dieser Frau"
Für Aufsehen sorgt "Madame Non" alias Joëlle Milquet. Die Kulturministerin der Französischen Gemeinschaft hat sich "perplex" darüber gezeigt, dass zwei flämische Schauspieler kürzlich mit den frankophonen Filmpreisen "Magritte" ausgezeichnet worden waren. Begründung: Es könnte der Eindruck entstehen, die Wallonie hätte keine eigenen, guten Schauspieler. Diese Frau hat doch einen Knall, regt sich Het Laatste Nieuws auf. Als der flämische Rundfunk einen wallonischen Kandidaten zum Eurovision Song Contest geschickt hat, hat sich doch auch niemand darüber beschwert.
Genauso sieht es De Morgen. Erinnern Sie sich: Milquet, das ist die Politikerin, die regelmäßig durch Inkompetenz glänzt. Die Frau, die die Flugrouten über Brüssel ändern wollte, nur damit ihre Kinder für die Prüfung besser lernen können. Die Bildungsministerin, die wahrend der höchsten Terrorwarnstufe für Panik sorgte und Bunker in den Schulen bauen wollte, obwohl sie noch nicht einmal Geld für guten Unterricht hat. Liebe französischsprachige Wähler, schreibt De Morgen, bitte bewahrt uns bei der nächsten Wahl vor der grenzenlosen Dummheit dieser Frau.
Alain Kniebs - Bild: Denis Charlet/AFP