Le Soir titelt zur Situation am Arbeitsmarkt, nie zuvor seien so viele Belgier arbeitslos gewesen, und meint, dass die Situation gravierender als während des Ölschocks in den 70er Jahren sei. Die belgische Wirtschaft stehe vor drei Herausforderungen, schreibt die Brüsseler Tageszeitung. Ein Zuwachs um 77.000 Erwerbslose in zwei Jahren mache eine Reform der Beschäftigungspolitik nötig. Steigende Lohnkosten deuteten wegen des Verlusts an Wettbewerbsfähigkeit hiesiger Unternehmen Richtung Lohn-Mäßigung.
Ein Loch von 16 Milliarden im Staatshaushalt schließlich sorge dafür, dass an einem strengen Sparprogramm kein Weg vorbei führt. Im Leitartikel meint Le Soir kommentierend, dass die nächste Regierung sich der hohen Arbeitslosigkeit, der Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Land sowie einem Sparzwang, der vermutlich mit Steuererhöhungen einhergehen wird, widmen muss.
Die Schlussfolgerung von Le Soir lautet deshalb: eine Verfassungs- und Staatsreform sei von grundlegender Bedeutung für das Land. Das Wohlergehen der Bevölkerung über mehrere Jahrzehnte hinweg sei allerdings eine mindestens genauso wichtige Herausforderung.
Drastische Sparmaßnahmen unumgänglich
Het Laatste Nieuws titelt hierzu: „Krise dauert noch ein Jahr“. Belgiens auflagenstärkste Zeitung meint, dass die Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr mit 13,9 Prozent einen absoluten Höhepunkt erreichen dürfte. Das Blatt stützt sich bei dieser Prognose auf die Vorlage des jüngsten Berichts des föderalen Planbüros.
Diese staatliche Einrichtung geht in ihrer jüngsten sozial-wirtschaftlichen Vorausschau von einem Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent in diesem und 1,7 Prozent im kommenden Jahr aus. Für den Arbeitsmarkt würde derweil für das laufende Jahr noch ein Verlust von 32.800 Arbeitsplätzen drohen.
Auch Het Laatste Nieuws schlussfolgert deshalb, dass die nächste Regierung ordentlich wird sparen müssen. Fast 42 Milliarden Euro, wenn man am Ziel festhalte 2015 wieder einen ausgeglichenen Staatsetat zu erreichen.
Staatsschuld bald wieder über 100 Prozent des BIP
De Morgen bricht diese Zahlen auf die pro Kopfebene herunter und titelt hierzu heute auf Seite 1: „Jeder Belgier muss 3887 Euro einsparen. Eine konstante Sanierung der Staatsfinanzen bis 2015 sei unvermeidlich, weil ohne Korrekturmaßnahmen das Loch im Staatshaushalt jährlich um 20 Milliarden Euro wachsen würde.
Im kommenden Jahr, so fügt De Morgen hinzu, würde die Staatsschuld die magische Hürde von 100% des Bruttoinlandproduktes auch wieder überschreiten. Diese Zeitung verweist ebenfalls auf den jüngsten Bericht des Planbüros, wenn sie vier mögliche Gegenmittel zu diesem Szenario anführt: Sozialausgaben senken, Steuern erhöhen, Kosten im öffentlichen Dienst reduzieren und finanzielle Vereinbarungen zwischen föderalem und regionalem Niveau einer Revision unterziehen.
Hiermit, so kommentiert De Morgen im Leitartikel, läute das Planbüro mitten im Wahlkampf die Alarmglocke. Man steuere nicht auf eine „entweder/oder“ Situation, sondern eher auf ein „sowohl als auch“ Szenario zu. B.H.V spalten und das Land reorganisieren sowie die Staatsfinanzen sanieren.
SNCB will bei Zugangebot sparen
La Libre Belgique beziffert auf Seite 1 heute ebenfalls nötige Sparanstrengungen der nächsten Regierung, bringt aber auch die bei der belgischen Bahn nötigen Kostensenkungen auf die Titelseite. Morgen, so meint die Zeitung, würde sich der Verwaltungsrat der SNCB über den Entwicklungsplan für die nächsten Jahre bei der Bahn beugen.
Der verweise wegen hoher Verluste mit aller Deutlichkeit auf nötige Sparmaßnahmen. Um die umzusetzen plant die Bahn Züge zu streichen und Personal abzubauen. Entscheidungen seien zwar noch nicht getroffen, aber nachgedacht werde über solch drastische Einschnitte sehr wohl, schreibt La Libre Belgique.
Fernsehwahlduell ohne Biss
De Standaard macht mit dem Fernsehduell zwischen PS-Parteichef Di Rupo und dem MR-Parteivorsitzenden Didier Reynders auf. Der, so schreibt das Blatt, scheine die Latte und den Preis für ein gemeinschaftspolitisches Abkommen in die Höhe schrauben zu wollen. Im Fernsehduell zwischen Di Rupo und Reynders wäre indes von dem heftigen Streit zwischen den beiden Kontrahenten, wie er noch vor einem Jahr ausgefochten worden war, nicht mehr viel übrig.
Vor den Kameras seien Di Rupo und Reynders gestern nicht nur äußerst höfflich sondern auch entspannt miteinander umgegangen. Vers l'Avenir bemerkt hierzu, dass es bei dem Duell der Parteichefs von PS und MR nicht zum Kampf der Titanen gekommen ist. Reynders habe sogar versichert, dass er gegen den Namen Di Rupo als Kandidat für den Posten des Premierministers kein Veto einlegen würde.
Kirche reagiert auf Pädophilie-Skandal
Gazet Van Antwerpen informiert heute über den Inhalt eines pastoralen Rundschreibens der belgischen Bischöfe in dem den jüngsten Pädophilie-Skandalen innerhalb der katholischen Kirche Belgiens Rechnung getragen wird.
Rote Teufel mit Lekens: 2:1 gegen Bulgarien
Het Nieuwsblad und La Derniere Heure schließlich haben den Sieg der belgischen Fußballnationalelf gegen Bulgarien auf der Titelseite. Der 2:1 Erfolg sei die Inthronisierung des neuen Fußballnationaltrainers Georges Lekens durch die Roten Teufel gewesen, meint La Derniere Heure.